Cover: The /Das - Freezer

Es hat sich lange angekündigt: Das Debütalbum von The /Das  ist eine weitere Konsequenz der die in verschiedene Richtungen wuchernden neuen Neben- und Hauptprojekte der Berliner Indie-Tech-Pioniere von Bodi Bill. Ein wenig Orientierungshilfe? Nachdem das Urprojekt nach Album Nummer drei eine Pause eingelegt hat, haben die Mitglieder ihre fleißigen Fühler in verschiedene Richtungen ausgestreckt. Das daraus entstehende Geflecht an Kooperationen, Features und Remix-Projekten würde wahrscheinlich die ein oder andere Mindmap füllen, beschränkt werden soll sich deshalb auf die Flaggschiffe der Bodi-Bill-Erben.

Zum einen wäre da Unmap, das Projekt von Alex Stolze, das bereits letzten November mit "Pressures" (Silberling KW 49/2013) vorgelegt hat. Die andere Hälfte der Band, Fabian Fenk und Anton Feist, ließen sich ebenfalls vorher nicht lumpen und präsentierten zumindest eine EP ("Speak Your Mind Speak"). Debütalbum-technisch wird jetzt nachgezogen, mit dem gerade mal acht Tracks zählenden "Freezer". Das erscheint - wie könnte es anders sein - selbstverständlich beim Berliner Label Sinnbus, dem Haus-und-Hof-Label aller Bodi-Bill-Nachfolger.

Wer die ersten Berührungspunkte mit The /Das live hatte, den wird die Popeignung der Platte durchaus überraschen, weil Fenk und Feist besonders im letzten Sommer live noch deutlich technoider rüberkamen. Das ausufernde DJ-Happening weicht auf dem bereits erwähnten Minialbum und dem jetzt vorgelegten Longplayer aber einer songorientierten Herangehensweise, im Falle des Albums mit einer noch gemeinverträglichen Spieldauer von 43 Minuten. Dennoch klingt dieses Debüt ein wenig handgemachter, allein weil sich The /Das nicht nur auf synthetische Rythmen verlassen, sondern Schlagzeug und Percussion als gleichwertig behandeln. Hinzu kommen dann noch zart angedeutete Klavierpassagen.

Trotz dieser eingestreuten organischen Parts fällt "Freezer" aber immer noch, wie der Name bereits evoziert, unter den Überbegriff "unterkühlt". Leicht distanziert, leicht fatalistisch wirkt es immer wieder, doch die Stimmung ist zu abwechslungsreich, um nur einen Übergriff darüber zu stellen. Die Instrumentierung ist zurückgenommen und meist wenig hochtrabend und bietet so eine ideale Bühne für den charakteristischen Gesang von Fabian Fenk. Im Hintergrund passiert dann doch allerhand zwischen Synthies, leichten Effektschnipseln wie charakteristischen Techno-Beat-Elementen.

Schon der Opener ist bereits ein Ausbruch aus dem, was noch kommt - "My Made Up Spook" schafft im Refrain mit einfachsten Mitteln einen deutlich optimistischen Einklang - während die aktuelle Single "Miami Waters" sich auf knapp sieben Minuten austobt und in getakteter Regelmäßigkeit neue minimale Klangspielereien in den straighten Technobeat einbaut. "Parallel Worlds", das die Riege der vorab veröffentlichten Singles komplettiert, zeigt dann wie anziehend leicht klaustrophobische Streicherinszenierungen mit treibenden Electronica und dem stimmigen Gesang von Fenk werden können.

"Somebody Is" geht in eine ähnliche Richtung: Dramatik im Gesang durch leichte Verzerrungen, klare Textdichtung rund ums Verlorensein, unprätentiöse musikalische Untermalung, das reicht bereits für ein spätes Highlight auf der Platte, bevor der Titeltrack "Freezer" den Sack zu macht. Noch rund neun Minuten zwischen waberndem Deep-House, Industrial-Geklimper  und von Kühlschrank-Pinguinen handelnden Texten brauchen The /Das, um dann ein würdiges Ende für das Langspiel-Debüt zu finden. Bleibt eigentlich nur eine Frage offen: Mit welchem Projekt beehren uns die Herren als nächstes? (Paul Crone, eldoradio*)

 

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