Cover: Throws -- Throws

„I will try to be a better man / I’ll try to be a man“. Ein ehrliches Geständnis, und ein Testament an die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft zugleich. Auf dem Debütalbum des Duos THROWS räumen die beiden Mitglieder Sam Genders und Mike Lindsay gründlich mit sich selbst auf – geboren wurde der Drang nach dieser Katharsis und nach dem Projekt während eines freundschaftlichen Besuchs in Island.

Sowohl Mike Lindsay als auch Sam Genders sind bekannt als Mitbegründer der Band Tunng. Sam Genders verließ Tunng vor fast 10 Jahren; Mike Lindsay hingegen hat seine musikalische Karriere auf Island erweitert, wo er nun lebt und mit Lokalhelden wie dem Streicherquartett Amiina, der Sängerin Sigurlaug Gísladóttir und dem Schlagzeuger Magnús Trygvason Eliassen zusammenarbeitet. Während eines Besuchs in Island unterhalten sich Genders und Lindsay ausgiebig über ihre Leben, ihre Lieben und die Herausforderungen, die ihnen das Leben stellt. Plötzlich entwickelt sich der Wunsch, diese Läuterung musikalisch festzuhalten. Gemeinsam und spontan nehmen Genders und Lindsay also Throws auf, ein Album, das anders klingt als das, was man von ihrer gemeinsamen Zeit bei Tunng kennt.

Geprägt von den verschneiten Landschaften von Rejkjavik, wo die Aufnahmen stattfanden, ist ein Sound entstanden, der fremdartig und isoliert klingt. „Silence In Between“ ist der Song, dem die eingangs zitierte Zeile entstammt, und mit seinen Streichern und akustischer Gitarre dürfte dieses Stück noch am meisten an alte Tunng-Zeiten festhalten. Neu ist bei THROWS jedoch Sam Genders Falsett: In Kopfstimme singt Genders eine Oktave über Lindsays sanftem Tenor.  Genauso intensiv, aber drängender klingt „Bask“. Ein Synthesizerbass dröht gefährlich in den ersten Takten, bis der Refrain mit harmonischen, chorgleichen Gesängen aufwartet. Hier tritt der Electronica-Part des Folktronica-Labels in den Vordergrund, mit welchem Tunng gerne versehen werden – auch THROWS könnten sich in mit dem Label wohlfühlen.

Generell zeichnen sich viele Kontraste auf Throws für die Abwechslung des Sounds verantwortlich. Der Opener der Platte „The Harbour“ beginnt mit stampfenden Drums, bis der ruhige, aber intensive Chor von Genders und Lindsay einsetzt. Die Gesänge werden begleitet von saftigen Synth-Bässen und klaren, leicht versetzten Gitarrenkaskaden, die auf den Hörer einzuregnen scheinen – jedes Lied malt sein eigenes Bild. Nennenswert sei in diesem Kontext auch das letzte Stück „Under The Ice“, wo ein spärliches, leicht verstimmtes Klavier den Hintergrund bildet für eine Spoken Word-Geschichte über eine Liebhaberin, deren Tränen ihren nackten Körper in einen Eisvogel verwandeln.

THROWS‘ Debütalbum ist ehrlich und fragil, nicht nur in den Texten, sondern auch musikalisch: Wenn eine Gitarre oder ein Klavier nicht ganz sauber im Takt mitspielt, kann das nicht an mangelndem Können oder Null-Bock-Attitüde liegen. Das ständige Echo, das die Gesänge wild durch die Gegend hüpfen lässt, ist auf Dauer tatsächlich etwas anstrengend, und hier und da hat man das Falsett ebenfalls fast ein wenig über. Dennoch liegt in der Ehrlichkeit und Spontanität der Musik der Reiz, und allein deshalb wird man das Album so schnell nicht wieder los.

(Sebastian Seifert | Campus FM)

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