Cherry Glazerr - Stuffed and Ready

Dass Festivals nur einen marginalen Anteil des Line-ups mit weiblichen Künstlerinnen besetzen, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Dass es aber eine schlechte Ausrede ist, zu behaupten, sie würden schlicht nicht existieren, beweisen nun erneut Cherry Glazerr mit ihrem zweiten Album - es heißt Stuffed & Ready

Seit der Gründung 2013 hat sich bei der Band viel verändert - am offensichtlichsten und in erster Linie zu nennen sind da die verschiedenen Besetzungswechsel und natürlich der Erfolg und was damit eben so einhergeht. Was sich noch getan hat? Seit dem Vorgänger Apocalipstick, das zufälligerweise am Tag der Amtseinführung Donald Trumps erschien, hat sich die Band thematisch nach innen gekehrt. Wo es in dem damaligen zweiten Album viel um Sexismus, Diskriminierung und Intoleranz ging, singt Frontfrau Clementine Creevy nun viel über das eigene Empfinden, die eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen. Das verrät bereits der erste Blick auf die Titel: Sie heißen Daddi, Isolation oder Self Explained.

In einer Sache ist sich die aktuelle Besetzung aus Creevy (vocals), Tabor Allen (drums) und Devin O’Brien (bass) aber treu geblieben: Noch immer denkt man beim Sound von Cherry Glazerr an Riot Grrls, an Punk, an Moshpits. Das, was das Trio auf Stuffed and Ready versammelt, sind Songs, welche die Waage zwischen Produktion und DIY-Attitude gekonnt halten und neben zeitweise durchaus verstörender Lyrics (zum Beispiel Daddi) richtig Spaß machen.  Es scheint, als sei die Wut etwas abgeklungen, zumindest wirken so die melodiösen und fast ruhig anmutenden Passagen wie sie in Juicy Socks oder Daddi zu finden sind. 

Cherry Glazerr schaffen das, woran viele scheitern: Sie greifen altbekannte Elemente auf und übertragen diese ins Jetzt, ganz ohne wie eine lahme Nachmache oder eine unangebrachte Verquickung zu klingen. Und deshalb ist Stuffed and Ready zurecht unser Silberling der Woche.

(eldoradio*, Sophia Sailer)

 

 

RÜCKSCHAU

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ARCHIV

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