Unmap - Pressures

Bei Unmap ist der Bandname Programm. Der aus dem Englischen stammende Begriff "unmap" bezeichnet ein Verfahren, bei dem ein klar konturiertes Phänomen dekonstruiert wird. Auf die Songs bei Unmap bezogen heißt das: Kammerpop trifft auf Trip Hop ohne Samples und R´n´B im Electropop-Format. Auf dem Debüt der Berliner sind das alles keine Gegensätze mehr. Hier wird echter Pop-Patchwork geleistet.

Das liegt eindeutig an den musikalischen Roots der Bandmitglieder. Die Bandleader Mariechen Danz und Alex Stolze haben früher bei Bodi Bill ihre Finger mit im Spiel gehabt. Deren Signatur in Form von unterkühltem Techno macht sich vor allem in den geradlinigen Kompositionen wie "Pirates" bemerkbar, wird aber genauso oft stark verwischt. Die Absetzung vom Bodi Bill-Sound wird so deutlich stärker als beim Projekt der anderen Bandhälfte, "The Das", verfolgt. Und gelingt insgesamt auch innovativer.

So werden die düsteren Synthies und Dub-Beats etwa auf "Altar" jäh von einem Noisesturm unterbrochen. Auch "Take over" übt sich in Strukturbruch. Der unterkühlte R´n´B Beat wird zwischenzeitlich immer wieder gestoppt, um Danz´ Vocals - auch oft in Form von hypnotisch anmutendem Sprechgesang - mehr ins Zentrum zu rücken. Und die sind oft ziemlich ungemütlich.

Doch Unmap können auch melancholischen Kammerpop. Zumindest für eine kurze Weile. Das mit Streichern untersetzte "Monkey Effort" tastet sich nur langsam an die Oberfläche. Und - welch Wunder - verharrt sogar im unsperrig balladeskem Stil. Doch sonst scheinensich die Arrangements selbst zu fragen, "When to lead and when to follow." Die Grundthematik, die nicht nur die Lyrics durchzieht, sondern auch in der musikalischen Struktur selbst angelegt ist. Einzelne Songs fügen sich einem pulsierendem Grundflow, anderen wiederum geht es gerade um die Ecken und Kanten. Das verleiht "Pressures" trotz harmonischem Abschluss eine beklemmende Grundstimmung und eine konzentrierte Spannung, die sicher nicht jedes Debüt so stilsicher zu artikulieren und erreichen weiß.
(Philipp Kressmann für CT das radio)

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