Cover: Le1f - Riot Boi

Er trägt die gleichen fetten Boots, wie die anderen Jungs in den HipHop-Videos, aber tanzen tut er damit lieber Ballett. Le1f ist das beste Beispiel für einen Rapper, der keinem Klischee entspricht. Wie lässig er als Schwuler seinen Weg in der Rap-Szene macht, beweist der Transrapper mit seinem ersten Album „Riot Boi“. Eine krass laute und zugleich zarte Platte mit Haltung und Stil.

„Being gay is not personal to me, it is like being black – it is what it is“ sagt Le1f im Interview mit Puls vor zwei Jahren. Seine Sexualität ist nicht sein liebstes Interview-Thema, lieber spricht der geborene Khalif Diouf zu dieser Zeit über seine Musik. Zurecht, denn sein erstes Album „Riot Boi“ wurde lange erwartet. „Hi“ wiederholt Le1f im Opener immer wieder und begegnet damit den gespannten Ohren, die schon lange seine Mixtapes rauf und runter hören. Die letzten Jahre bastelte er lieber ungezwungen an Beats für “Das Racist”, arbeitete am Album von Spank Rock mit und hatte dann den Durchbruch mit der tanzbaren Synthie-Nummer „Wut“. Le1f war da grad 23 Jahre alt und die Medien erhoben ihn zur Stimme des schwulen Raps. Bei David Letterman performte Le1f tänzelnd in fetten weißen Boots und lächelte über fiese Hater-Kommentare, HipHop-Sender der ganzen Welt luden ihn ein und er spielte internationale Festivals. Über die Zeit hat er sich in seine mediale Rolle eingefunden, trägt immer öfter provokante Outfits und lange blonde Rastas und singt darüber auf seiner neuen Platte: "I'm a dark-skinned nigga on TV."

„Riot Boi“ ist das Album, dass Le1f machen wollte, seit er 16 ist. Im Interview mit der New York Times verrät er, dass er eine Liste mit Themen hatte, die er unbedingt Rappen wollte. Jetzt hat er sie umgesetzt. Es geht um Islamophobie, Transphobie, Kleptomanie und auch um Drogen. “Rats and roaches running all over the hood in the daytime,” singt er im wabernden Opener, “but I still don’t see none of that in their raps, their rhymes or their headlines.” Le1f ändert das in 12 völlig abgefahrenen Soundcollagen voll brutalem Patronengeschnatter, Glassplitter-Klirren und schrägen Synthies. Er rappt über die Schwierigkeiten in seinem Leben, aber auch über die der anderen. Er hat recherchiert, Artikel gewälzt und zugehört.

Damit schafft Le1f es der Aggressivität des Raps wieder einen Sinn zu verleihen, füllt das leere Geballer mit Inhalt, schafft Platz und Ruhe, damit wir ihm zuhören und bricht dann wieder völlig aus sich heraus. Er schreit rum, singt und rappt. Le1f wagt sich mit „Rebel Boi“ die pop-affine Fan-Schar der Mainstream-Sender vor den Kopf zu stoßen. Nach „Wut“ hätten die vielleicht ein Album voll weicher Synthies und bekannter Samples erwartet. Stattdessen gibt Le1f uns mit „Rebel Boi“ aber ein Werk voll Persönlichkeit, lässigem Flow und offenen Worten. (Nele Posthausen | eldoradio*)

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