Cover: Caribou - Our Love

Vor vier Jahren belegte das letzten Caribou-Album „Swim“ die Pole Position in den Jahrescharts so ziemlich aller Musikmagazine. Dan Snaiths markanter Sound und die Ästhetik seiner Musik waren und sind einfach ein absolutes Alleinstellungsmerkmal und noch dazu von der Produktion und Experimentierfreudigkeit her ganz vorne mit dabei. Einmal quer durch die Welt der House-Musik zieht sich der Sound auch auf dem neuen Album, bleibt von den Spannungsbögen her aber vor allem dem Progressive House verschrieben.

Die wenigstens dürften zu Beginn von „Our Love“ noch überrascht sein. „Can't Do Without You“ war den Sommer über schon einer der Lieblingstracks vieler DJs, daran vorbeizukommen war in etwa so schwer, wie „Odessa“ vom Vorgängeralbum zu entgehen. Einerseits typisch caribou-esk und andererseits etwas poppiger unterlegt Dan Snaith den wunderschönen und simplen Songtext-Einzeiler des Openers mit fluffigem Progressive House. Schon ab dem zweiten Song „Silver“ zeigt sich dann aber wieder einmal, was dieses eine von Dan Snaiths zahlreichen Projekten zu einer solchen Institution hat werden lassen. Düster wabert der Bass herum, immer auf der Suche nach einer weiteren Steigerung, die in der zweiten Hälfte des Tracks einen noisigen Höhepunkt erfährt. Dazu Stimmen-Versatzstücke und die Caribou-Singstimme, die für sich allein schon ein Markenzeichen ist.

In den letzten Jahren scheint es im Hause Snaith romantisch zugegangen zu sein, das lässt zumindest der textliche Grundtonus des neuen Albums vermuten. „Our Love“, „Can't Do Without You“, „All I Ever Need“ und „Second Chance“ stimmen eine Ode an die Liebe an und werden dabei von abwechslungsreichem und infektiösem Progressive House unterstützt. „All I Ever Need“ zum Beispiel beginnt mit einem 2/4-Beat, treibt nach vorne und tigert gegen Ende wieder in entspannteren Gefilden herum. Direkt daran schließt sich ein weiterer Übertrack an: „Our Love“ machte schon lange vor dem jetzigen Release des gleichnamigen Albums eingefleischte Fans, Kritiker und Neulinge mehr als nur wuschig. Typisch progressiv und ähnlich wie „Can't Do Without You“ beginnt der Song ruhig, poppig und verspielt und steigert sich dann immer weiter. Auf halbem Weg kommt dann plötzlich eine ordentliche Schippe Beats, Hi-Hats und Claps dazu und ersetzt die „Our Love“-Schleife mit einem mantraartig wiederholtem „Dance It!“. Wer das noch nicht als Aufforderung sieht, muss nur die nächste Steigerung abwarten, denn die ist Caribou immer sicher.

Auch die zweiminütigen Tracks „Dive“ und „Julia Brightly“, die als Interludes durchgehen könnten, gestaltet Dan Snaith sehr abwechslungsreich. „Dive“ verlangt eigentlich nach weit mehr als zwei Minuten, die lediglich angedeuteten oder im Schnelldurchlauf abgefahrenen Drops, Spannungsbögen und Vocals bieten mehr als genug Material für einen soliden Fünfminüter. Stattdessen bringt Caribou aber bei „Second Chance“ zum ersten und letzten Mal umfangreiche Lyrics einer so gar nicht caribou-esken Stimme, die stark nach Vocal House und Pop klingt. Was hier an Cheesiness wartet, wird am Ende des Albums in entgegengesetzter Richtung unter Dach und Fach gebracht. „Mars“ und „Back Home“ geben sich düster und verschlungen und bereiten den Weg für „Your Love Will Set You Free“, das am Ende auf knapp sechs Minuten Wegstrecke nochmal aus dem Vollen schöpft. Mit „Our Love“ hat Caribou ein weiteres Meisterwerk nachgelegt, das „Swim“ in keinster Weise nachsteht. Allein für diese Leistung gebührt Dan Snaith das Amen seiner Gemeinde. (Benedict Weskott, CT das radio)

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