Cover: Future Elevators - Future Elevators

Im vergangenen Jahr veröffentlichte die Band Future Elevators ihre Debütsingle „Modern World“, einen großartigen, alternativen Sommerhit. Mit seiner wabernden, luftigen Atmosphäre klingt das Stück nicht so modern, wie Bandname und Songtitel es versprechen, sondern eher futuristisch; so wie man sich die Zukunft vielleicht vergangenen Dekaden vorgestellt hätte. Von dieser einzigartigen Soundkulisse darf man jedoch nicht auf die generelle Klangfarbe des nun erschienenen Debütalbums der Band aus Alabama schließen. Vielmehr liefert die Gruppe um Michael Shackelford ein Werk ab, das von Vielfalt und Facettenreichtum definiert wird.

Als Frontmann der Band hielt Shackelford bei der Produktion des Albums sämtliche Zügel in der Hand. Jedes Instrument, jeder Effekt und jede Idee wurde von Shackelford selbst beigesteuert; umso beeindruckender ist die reine Abwechslung, die sich durch „Future Elevators“ zieht. Dasleicht-lockere „Losing Sleep“ etwa wäre mit seinem hüpfenden Schlagzeugbeat und den deutlichen Basslines auf dem The Information-Album von Beck nicht fehl am Platz gewesen. Generell ist eine gewisse Nähe zu Beck nicht von der Hand zu weisen – immerhin hat Darrell Thorpe das Album gemischt, der bereits an Becks „Morning Phase“ mitgearbeitet hat. Dafür watet Shackelfords Stimme hier und auf einigen weiteren Songs durch dichten Raumhall - eine Erinnerung daran, dass Future Elevators eigentlich eine Indierockband sind.

Das Stück „Narcosis“ kommt hingegen etwas ruhiger daher und legt den Fokus auf sanfte, gezupfte Gitarren - ab der Hälfte kommen jedoch indie-typische, schmutzige Verzerrung zum Einsatz, versüßt durch eine delay-verziertes Gitarrenmelodie und einen tänzelnden 6/8-Takt. Und dann gibt es noch „It Is What It Is“, der plötzlich an die Beatles erinnert mit einem leichten Echo auf der Stimme und einem stampfenden Piano. Das Gitarrensolo, das wie durch ein altes FM-Radio gespielt klingt, sorgt für ein angenehm melancholisches Retrofeeling, das man bei Bands wie Pink Floyd gerne mal spürt. 

Ein Höhepunkt des Albums ist „Alabama Song“, das wie ein Soundtrack zu einem modernen Westernfilm klingt: Eine gezupfte Gitarrenmelodie, die durch Canyons zu reflektieren scheint, über einer hoffnungsvoll treibenden Akustikgitarre – das ist Wohlfühlmusik auf einem ganz anderen Niveau. Doch auch hier wechselt der Song im letzten Drittel die Stimmung und wird schleppender, während Shackelford im romantischen Falsett singt: „Whatever you say / It feels like home / Wherever you go / I’m going too.“ Dann ist das Lied plötzlich vorbei. Dies ist ein grundsätzliches Problem auf dem Album: Man darf nicht erwarten, dass die Songs sich irgendwo hinbewegen. Sie verändern sich mitten im Stück, probieren ein bisschen was aus – und dann ist das Lied auch schon am Ende. Ausnahmen bestätigen die Regel: Als letztes Stück ist „Aphrodite“ knapp 10 Minuten lang und klingt so sphärisch und cineastisch schön, dass man denken möchte, es wäre einst vom Blade Runner-Soundtrack verbannt worden.

„Future Elevators“ kann hervorragend ein angenehmes Gefühl von Melancholie hervorrufen, aber auf reiner Wohlfühlebene. Die Lieder, wenn auch kurz und experimentierfreudig, können jeweils auch alleine für sich als kleine Höhepunkte existieren. Das verspielte „Machine Maker“, das schmutzig-rockige „Everything Everywhere“ oder das psychedelisch-britisch wirkende „Rome On A Saturday“ - kein Song klingt wie ein anderer, und doch findet man viele Anlehnungen und 60er-bis 80er-Nuancen, wie Beach Boys-ähnliche Harmonien oder Folkgitarren im Stile von Neil Young. Und so abgedroschen es auch klingen mag: Es ist wirklich nicht übermütig zu sagen, dass bei diesem Album für jeden etwas dabei ist. (Sebastian Seifert, CampusFM)

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