Cover: EXEC - The Limber Real

Wer Troels Abrahamsen bisher von seiner Elektrorock-Band VETO kannte, wird von The Limber Real mehr als überrascht sein. Als EXEC schaltet der Däne alle elektronischen Hilfsmittel und Verstärker aus, setzt sich ans Piano und lässt allein das Instrument und seine markerschütternde Stimme sprechen. Nach jahrelanger Arbeit am Computer brauchte es eine neue Art, Songs zu schreiben und zu produzieren. Und eine Labelheimat für das Soloprojekt, die sich in Kopenhagen beim kleinen, feinen Indie namens Tambourhinoceros zwischen illustren Acts wie Rangleklods, Iceage, Palace Winter, Cancer und Treefight For Sunlight fand.

Abrahamsen hat sich zurück auf seine Kindheit zurückbesonnen, in der das Klavier eine wichtige Rolle spielte, und das Instrument wieder für sich entdeckt. Als Kanal für den musikalischen Output dient das neue künstlerische Alter Ego EXEC. Auf dem Debüt The Limber Real verpackt Abrahamsen als EXEC nun schwerwiegende Themen in elegische Moll-Melodien. Zentrales Thema ist die Vorstellung, dass jeder Mensch für sich letztendlich allein auf der Welt ist. Auf der Suche nach Stimmungsaufhellern sollte EXEC also weiträumig umschifft werden. Zum gediegenen Suhlen im Leid der Welt ist The Limber Real aber der perfekte Soundtrack.

„I just like the thought of the end of world / Seeing what we've built up return to dust“, singt Abrahamsen bei Blink. Mit dem charakteristischen Timbre seiner Stimme nimmt man ihm das ohne Weiteres ab. Die Bild von ihm am Konzertflügel und auf einem Hügel stehend, während um in herum die Apokalypse ihren Lauf nimmt, ist eindrucksvoll. Auch dem Narzissmus der Menschheit erteilt EXEC eine deutliche Absage: „We think we're creators while we just decorate“. Energisch arbeitet sich The Explanatory Gap durch die Momente, wenn sich eine Erklärung nicht finden lässt. „We've never melted into one / I doubt it ever has been done“, resümiert EXEC über eine zwischenmenschliche Beziehung und gibt sich ernüchtert: „One can hope right till the end / And we can touch but never blend“.

Für die kurzen Einblicke in verschiedene Ecken des Weltschmerzes braucht Abrahamsen nicht viel Zeit. Blink handelt das Ende der Welt in anderthalb Minuten ab, Hymn sucht und findet in 124 Sekunden die Bedeutung einer anderen Vorstellung von der Welt und auch Full of Knots ist nach zwei Minuten mit der Betrachtung emotionaler Verknotungen fertig. Letzteres wagt sich dafür heraus aus der Elegie und verleiht Abrahamsens Stimme mit energischen Pianoakkorden Nachdruck.

Wirklich ausbrechen tut aber nur der Titelsong The Limber Real am Schluss der Platte, wenn auf der Hälfte plötzlich etwas mit voller Wucht auf die Seiten des Klaviers fällt. Nach kurzem Zusammenzucken bringt EXEC das Album dann aber in gewohnter Manier zu Ende. Im Song Stripped singt er: „Strip me till I'm gone“ – und setzt damit hinter den generellen Nihilismus seiner ersten Solo-Platte noch einmal ein Ausrufezeichen. Lyrisch ist The Limber Real definitiv nicht ganz leicht bekömmlich, aber als Gesamtpaket berührend und intensiv von Anfang bis Ende. Ein Debüt voller tiefschürfender Betrachtungen, die verpackt in musikalische Kleinode noch lange nachhallen. (Benedict Wescott | CT Das Radio)

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