Cover: DIIV - Ist The Is Are

Eine dumpf stampfende  Bass-Drum in monotonem Indie-Beat, darüber eine Lead-Gitarre, deren Melodie sich ins Ohr brennt und ein leidender Zachary Cole Smith on top – fertig ist das Grundgerüst für „Is The Is Are“. Darauf stapelt Mastermind Cole dann je nach Song noch diverse Effekte, shoegazige Verzerrer, doppelte Gitarrenlinien und Hall bis ein in Nebelschwaden gehülltes mehrschichtiges Werk am Ende des Kraut-Rock entsteht. Es ist die konsequente Fortsetzung des 2012er Debüts Oshin, nur ein wenig vielseitiger vielleicht.

Eigentlicht hätte „Is The Is Are“ schon vor drei Jahren fertig gestellt werden sollen, doch es kam anders. Band-Gesicht und Mastermind Zachary Cole Smith sulte sich in seinem Dasein auf Heroin-Trips und pflegte seine recht öffentliche Beziehung mit Model Sky Ferreira, während Basser Perez Schlagzeilen mit rassistischen Kommentaren machte und –ach, ja – dazwischen entstanden 150 Songs, die potenziell auf dem zweiten Album ihrer Band DIIV unterkommen könnten, nur die Aufnahmen ließen auf sich warten.

Cole brauchte 15 weitere Monate und den Willen abstinent zu bleiben, bis er im Strange Weather Studio in Brooklyn 19 Songs mit Techniker Daniel Schett aufgenommen hatte. Jede einzelne Spur darauf hat er selbst eingesungen, eingespielt und produziert. Der Sound von DIIV bleibt psychedelisch, dreht sich um Trips und Drogen nehmen – auch wenn Cole sich nur noch dem Alkohol widmet. Für ihn ist es ein Stil, den er nicht ablegen wird. Er sagt das sei sein „wahres Ich“.

Auf das finale Album schaffen es 17 der aufgenommenen Songs. „Blue Bordom“ erhält noch ein Feature von Freundin Ferreira, lässt dadurch an düsterer Hintergründigkeit gegenüber den anderen Songs nicht nach. Mit zweieinhalb Minuten ist es der kürzeste, aber nicht unbedingt eingängigste Track auf der Platte. Diesen Status schnappt sich stattdessen die Nummer zwei auf dem Album „Under The Sun“ für seine hellen Gitarren- und Gesangslinien, die mal ausnahmsweise komplett im Vordergrund stehen. In Sachen Eingängigkeit sticht auch die Vorabsingle „Dopamine“ zu eben diesem Thema heraus. Trotz längerer Instrumentalparts und verschwommener Song-Struktur kristallisiert sich eine Hook-Line heraus, die so schnell nicht aus dem Ohr geht.

Damit halten sich die dahinschwebenden, zum verwechseln ähnlich verschwommenen und die etwas klarer erfassbaren Tracks auf „Is The Is Are“ gerade noch so die Waage. Trotzdem ist es ein typisches DIIV-Album, das sich eher zum durchhören in nebliger Umgebung anbietet, als dass jeder Song ein Kracher wäre. Es fließt, es rauscht und es nimmt mit. (Nele Posthausen)

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KW 15/2015 Young Fathers White Men Are Black Men Too Big Dada
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