Cover: Damon Albarn - Everyday Robtos

Man könnte sicher leicht einen Glaubenskrieg entfachen, welcher Damon Albarn nun eigentlich der Beste ist. Allein, dass die Auswahl zwischen dem Britpop von Blur, dem Pop-Hip-Hop-Comic-Projekt Gorillaz, der Supergroup  The Good, The Bad & The Queen besteht, zeigt schon wie fleißig der mittlerweile 46-jährige Albarn in den letzten Jahrzehnten war. Davon zeugen auch seine Produzenten-Tätigkeit sowie diverse Opern- und Musical-Projekte. Auch Albarns neuestes Werk, das erste wirkliche Solo-Album, erweitert seine musikalische Varianz und damit auch sein beeindruckendes Portfolio um eine weitere Facette: Weitgehend melancholisches, unaufgeregtes Singer-Songwriting. Auch inhaltlich präsentiert sich Albarn von seiner kulturkonservativen Seite.

"Everyday Robots" ist meist minimalistisch instrumentiert: Gitarre, vielleicht Piano und ein bisschen Hintergrund-Rauschen, mehr braucht es nicht. Albarn konzentriert sich auf die Texte und so werden Teile der Platte zum Mahngesang an die schnelllebige "Generation Smartphone". Immer mehr von technischen Geräten abhängig, verfällt der Mensch in robotergleiche, gefühlslose Einsamkeit: „We are everyday robots on our phones, / In the process of getting home. / Looking like standing stones, / Out there on our own", klagt Albarn auf dem Titeltrack des Albums.  Auch "Lonely Press Play", "  "The Selfish Giant" (mit einem Gastfeature von Bat For Lashes-Frontfrau Natasha Khan) und "Photographs (You Are Taking Now)" schlagen in die gleiche gesellschaftliche Bruchlinie zwischen Social Media und mangelnder zwischenmenschlicher Kommunikation.

Abgerundet wird "Everyday Robots" vom nicht ganz passenden, weil zu fröhlichen "Mr. Tembo" mit Weltmusik-Einflüssen. Auch das eher hymnisch-gospelige "Heavy Seas Of Love" mit Brian Eno von Roxy Music löst sich von dem rein depressiven Bild, dass sowohl das Albumcover mit einem zusammengesunkenen Albarn darauf als auch die ersten Tracks von "Everyday Robots" zeichnen. Insgesamt ist Albarns Solo-Debüt Produkt einer bewegten Zeit, die Albarn fast philosophisch bis altersweise beleuchtet. Es kommt gerade deshalb ohne einen besonderen musikalischen Innovationsdruck aus, den man Albarn wohl in der Post-Blur-Ära in einer gewissen Form attestieren konnte, so umtriebig wie er war. Wen diese Reduziertheit auf "Everyday Robots" nicht zufrieden stellen sollte, der kann sich im Zweifel ja immer noch am umfassenden Oeuvre Albarns erfreuen. (Paul Crone, eldoradio*)

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