Albumcover von Corridor.

Der Titel des neuen Corridor Albums Supermercado (deutsch: Supermarkt) passt irgendwie nicht wirklich – wie Supermarkt-Gedudel hören sich die Songs überhaupt nicht an. Das Album- Cover passt dann schon eher. Ein Schloss in bunten Farben vor einem Nachthimmel. Aus diesem Traumschloss scheinen auch die Stimmen der beiden Sänger des kanadischen Quartetts zu kommen. Egal, welchen Song man auf Supermercado anwählt, immer kommt der Gesang scheinbar von weit weg und verhallt leicht undeutlich. 

Generell werden Lyrics (übrigens alle auf französisch) eher sporadisch eingesetzt. Trotzdem unterstützen sie zusammen mit den dominanteren E-Gitarren die Stimmung der Songs. Auf Demain déjà und Du Moyen Âge à l’âge moyen wirkt die Kombination zum Beispiel eher düster. Mit L’histoire populaire de Jonathan Cadeau (mit einem seltenen Bass dazu) und L’espoir sans fin zeigen Corridor aber, dass es auch positiver geht. Der zweite Song heißt tatsächlich wortwörtlich Hoffnung ohne Ende. 

Das wohl auffälligste Merkmal von Supermercado sind aber die kontinuierlichen Wiederholungen, teilweise im Gesang, vor allem in den Gitarren-Akkorden. Variationen gibt es hauptsächlich nur durch die Veränderung der Tonart, die beispielsweise bei Un long canal durch eine Steigerung des Songs mittels Drums angekündigt wird. Teilweise enden Songs nach mehrmaligen Wiederholungen von Gesang und Gitarrenakkord dann ziemlich abrupt wie etwa bei Du Moyen Âge à l’âge moyen. Im vorherigen und ersten Album von Corridor Le voyage éternel (deutsch: die ewige Reise) gab es schon Anzeichen des Stils von Supermercado zwischen langsameren und unentschiedeneren Stücken. 

Obwohl Corridor genau dieses musikalische Stilmittel ausmacht, wirkt es auch leicht eintönig. Besonders da sich der Gesang auf so ziemlich allen Songs im Hintergrund verhält und den Gitarren den Vortritt lässt. Das führt dazu, dass auf Supermercado auch gerade wegen der Ähnlichkeit der elf Songs kein wirkliches Highlight heraussticht, das im Ohr bleibt. Vor allem der erste Teil des Albums schwächelt gegenüber der stärkeren zweiten Hälfte. Ihre selbstgeschaffene Genrenische irgendwo zwischen Jangle Rock und Indie-Pop beherrschen Corridor auch auf ihrem zweiten Album wieder gut. Trotzdem wäre vielleicht ein guter Vorsatz fürs dritte Werk, mal für ein wenig Abwechslung zu sorgen. Damit für Corridor die unendliche musikalische Reise weitergeht. 

(Jacqueline Winkler, CampusFM)

Der Silberling der Woche ist eine Kooperation der Campusradios
CT das radio, Campus FM und eldoradio* unter dem Dach der Campuscharts.
Daher findet ihr hier jede Woche eine Rezension zu einem besonders interessanten Album, wechselweise von den Musikredaktionen dieser drei Campusradios verfasst.
Checkt auch: www.silberlingderwoche.de

RÜCKSCHAU

KW 35/2023
Slowdive Everything Is Alive
KW 34/2023
Genesis Owusu Struggler
KW 23/2023
Christine and the Queens ANGELS, PARANOÏA, TRUE LOVE
KW 06/2023
Young Fathers Heavy Heavy
KW 05/2023
King Tuff - Smalltown Stardust
King Tuff Smalltown Stardust

ARCHIV

WOCHE Künstler/Band NAME DES ALBUMS/SONGS MUSIKLABEL
KW 20/2019 Rosie Lowe YU Caroline
KW 44/2016 NxWorries Yes Lawd! Stones Throw
KW 27/2014 Luke Abbott Wysing Forest The Border Community
KW 28/2016 The Avalanches Wild Flower XL Recordings
KW 21/2015 Hot Chip Why Make Sense? Domino Records
KW 50/2017 Noel Gallagher’s High Flying Birds Who Built The Moon? Indigo
KW 29/2015 White Reaper White Reaper Does It Again Polivinyl
KW 15/2015 Young Fathers White Men Are Black Men Too Big Dada
KW 12/2018 Gengahr Where Wildness Grows Transgressive Records
KW 16/2019 Billie Eilish When We Fall Asleep Where Do We Go? Darkroom/Interscope Records