Cover: Zugezogen Maskulin - Endlich wieder Krieg

Was zuvor geschah:

Moritz Wilken (Grim104) wird 1988 irgendwo geboren, drückt sich während eines freiwilligen sozialen Jahres vorm wahren Leben und lernt schließlich bei einem Praktikum bei rap.de den Rapper Testo kennen. Sie mögen sich. Sie gründen das Duo Zugezogen Maskulin. Moritz muss leider noch ein bisschen das Rappen üben, aber was er an Skills nicht draufhat, macht er mit Einsatz und Weltwissen wett. Passt. Weil niemand sie kennt, bieten sie ihr erstes Album gratis zum Download an. Die beste Zeile darauf lautet „Booking in Paris, doch ich mag Croissants nicht. (Hä, wie meinst du das?) Naja, ich mag Cro‘s Songs nicht“. Sie stänkern gegen HipHop-Kollegen und oberflächliche Hipster. Die Hipster lieben sie. „Undercut, Tumblrblog“ wird zu einem Insiderhit.

2013 veröffentlicht Grim104 eine sagenhafte tolle EP und beweist mit Leichtigkeit, dass er immer noch 90% neben dem Takt rappen kann. Dabei klingt er zudem ständig atemlos und überfordert. Er macht so fehlende Skills mit Provokation und Eigenwert wett. „Ich töte Anders Breivik“ und „Crystal Meth in Brandenburg“ werden zu Insiderhits, die EP verkauft sich auch 2014 noch wie frische Croissants.

Joko & Klas laden im Dezember das Duo mit „Alles Brennt“ zur schlechtesten Vollplayback-Performance aller Zeiten in ihre Sendung ein. Zugezogen Maskulin nehmen dankend an.

Was geschehen wird:

Zugezogen Maskulin (vermutlich immer noch im Praktikum) veröffentlichen Mitte Februar 2015 ihr erstes offizielles Album. Die Hipster jubilieren, die Reime hingegen sitzen immer noch schlecht. Aber zumindest die Dringlichkeit und Ambition stimmen. „Endlich wieder Krieg“ dröhnt als Lead-Single voran. Die Bässe von Silkersoft sind hierbei nichts für Leisetreter. Textlich spannen die beiden auf diesem Track einen Bogen von Party-Hedonismus zu deutschen Überlegenheitsfantasien. Vom Berghain zur Fußball-Fanmeile. Das darf man als bemüht etikettieren. „Endlich wieder Krieg“ trifft jedoch auch voll ins Schwarze. Eine Absage an die undifferenzierte Gangart von Gemeinschaftsevents, Massenphänomenen und hohlem Mitläufertum. Kämpfen und siegen, Ziel und Gegner: zweitrangig.

Kluger HipHop, Großpackung Ironie und viel Provokation, da freut sich das Feuilleton. Und sogar Abitur hat der Junge! Auch die Musikpresse bespricht das Album der beiden Burschen äußerst positiv. 2015, das ist ihr Durchbruchsjahr! Moritz Wilken ist weiterhin nach jedem Track außer Atem. Es lohnt sich.

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