eldoradio*

Es ist eigentlich ziemlich verwunderlich: War 2008 noch das Jahr der Soul-Frauen, blieb den männlichen Gegenstücken auch 2009 jeglicher kommerzielle Erfolg versagt. Die paar wenigen Kandidaten wurden den kleineren Labels gesignt, die Aufmerksamkeit blieb verschwindend gering. Wobei man doch nach allen Regeln der Marketingstrategiekunst davon hätte ausgehen können, dass international durchaus Platz und Bedarf für einen Typen mit Soulstimme gegeben hätte, der, sagen wir, ungleich charmanter als Xavier Naidoo auftritt. Aber was nützen alle Regeln der Strategiekunst – nach diesen Regeln ist das kleine Hoch der Frauen 2008 auch bereits wieder Vergangenheit und so scheint Rox, die junge neue Soulheldin aus England, ein pures Machwerk des Anachronismus‘. Nicht ganz so nostalgisch wie die neuerlich dickbrüstige Amy Winehouse kommen ihre Songs daher. Hier imaginiert man keine Männer mit langen Koteletten und funky Pornobrillen, keine Ladies in futuristisch anmutenden Synthetikanzügen, die über den Tanzflur shakern. Vielmehr orientiert sich Roxanne Tataei (die nicht nur ein Machwerk des Anachronismus‘ ist, sondern auch noch ein Glücksfall des Kosmopolitischen – ihre Eltern stammen aus dem Iran und Jamaica) an den eher urbanen amerikanischen Klängen einer Lauryn Hill und somit auch in einer Traditionslinie mit Größen wie Nina Simone, Joni Mitchell und Eva Cassidy steht. Die BBC hat sie bereits auf ihrer berühmten Liste für die hoffnungsvollsten Newcomer 2010 und bei einer so geschmeidigen Mischung aus Soul, R’n’B und Pop ist es wohl auch nur eine Frage der Zeit, wann Rox auch die deutschen Dudelradio roxt (‘tschuldigung für diese platte Worspiel, das hat die Dame nun wirklich nicht verdient). PS: Album "Memoirs" erscheint Ende März. Künstler: Rox | Label: Rough Trade