
Schon beim ersten Blick auf diesen schlaksig-blassen Endzwanziger mit blondem Strubbelhaar und Hornbrille fühlt man sich genötigt an den Erste-Reihe-Streber der Schulzeit zu denken. Jener stets undurchsichtige Charakter, den wohl jeder in der ein- oder anderen Ausführung, teils mannigfaltig dupliziert, seinerzeit durchs Klassenzimmer schlurfen hörte. Ein Typ, der irgendwie auf alles eine Antwort hatte, aber dennoch niemals so tief Blicken ließ, als dass man ihn wirklich hätte verstehen können. Für suspekt befunden war er damit vor allem eines oft, allein.
Ob es James Yuill damals im südenglischen Eastbourne ähnlich erging, kann man in Anbetracht seines Auftretens zumindest mal vermuten. Der Musiker gibt sich ganz englisch, posiert mit Hornbrille und Periodensystem der Elemente auf Promo-Fotos und macht sich damit wohl nicht völlig unbeabsichtigt zur Karikatur seiner selbst. Zumindest spielt er uns ein wenig den verrückten Professor vor und wirkt damit eigenartigerweise völlig seriös.
Musikalisch erweisen sich seine Experimente als verflucht süffige Popentwürfe mit klarem Hang zum Folk, ohne jedoch in jene klebrige Lieblichkeit der Akustik anzudriften. Genau diese durchbricht er gekonnt mit zum Teil neurotisch klingen Beats, die ebenso einer „Ed Banger“ - Produktion hätten entstammen können. Diese Brüche jedoch sind es aber auch, die seinem Debütalbum „Turning Down Water For Air“ das nötige Tempo verleihen. Spätestens jetzt darf man sich dann noch einmal das Bild des bebrillten Musterschülers ins Gedächtnis rufen, denn bei der Programmierung der Beats hat James Yuill nichts dem Zufall überlassen und wohl ausgiebig getüftelt.
Herausgekommen ist ein wundervolles Pop Album, dass sich stilistisch irgendwo zwischen den „Kings Of Convenience“ und „New Order“ einzuordnen weiß und welches allen „The Postal Service“ Liebhabern Wehmutstränen ins Gesicht zaubern kann. Als Beispiel darf hier unser Lieblingssong der Platte „No Pins Allowed“ gelten, der schon verdammt an „Such Great Heights“ erinnert, sich aber niemals nicht dahinter verstecken muss. (Michael Pagels)
Künstler:
James Yuill | Label:
Moshi Moshi
RÜCKSCHAU
ARCHIV
| WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
|---|---|---|---|
| KW 15/2024 | Morgan Harper-Jones | Lose A Tooth | Play It Again Sam |
| KW 11/2024 | Thérèse | No Right Time | X-Ray Production |
| KW 10/2024 | Die neue Zärtlichkeit | STRG+ALT+ENTF | recordJet |
| KW 07/2024 | MAIKA | Little Lizard | Jazzhaus Records |
| KW 04/2024 | Edgar Homeros | Please Be Careful | Cosmos Music |
| KW 03/2024 | weesby | morgen | self-released |
| KW 51/2023 | Francis | taxilicht | Raposa |
| KW 25/2023 | Skuff Barbie | Locker | 365XX |
| KW 19/2023 | Pano | Hang in | Selbstveröffentlichung |
| KW 08/2023 | Heartworms | Retributions Of An Awful Life | Speedy Wunderground / [PIAS] |




