eldoradio*

Krach. Tagtäglich umgibt er uns - und so verwundert es nicht, dass dieses Element als Abbildung der Wirklichkeit auch Einzug in die Kunst gehalten hat. Noise nennt man diese Stilrichtung und das ist nichts für bereits angegriffene Nerven. Die Kopfschmerzen sind vorprogrammiert. Und so wundert es schon, dass gerade das eher zahme Berliner Label City Slang (Get Well Soon, Nada Surf, The Notwist) im September eine derart würste Sache von HEALTH veröffentlicht... Diese Jungs aus den USA haben gerade mal ein einziges Album (plus Remix-Album) auf den Markt geworfen hat, das trotz gewisser Sympathien nie für den ganz großen Wurf gehalten wurde. Das gleichnamige Debüt “Health” zerbarst vor roher Energie, eben wie es nur zu einem gewissen Alter möglich erscheint, drehte sich allein während eines Songs mehrfach um die eigene Achse und war als Ganzes zwar in seinem Ansatz durchaus experimentell und mutig, aber was fehlte, ja, das war dieses gewisse Portiönchen, das den endgültigen Eigengeschmack verabreicht. Als nun die etwas aufgeräumtere Vorab-Single “Die Slow” vom kommenden Werk “Get Color” zu hören ist, geht ein Raunen durch die Reihen. HEALTH, das ist offensichtlich, haben sich nicht von Grund auf neu erfunden oder gar selbst verraten, sondern lediglich ihr eigenes Klanguniversum um gewisse Nuancen erweitertet. Das Ergebnis gleicht einem Quantensprung. Die Stimme schwirrt beängstigend entrückt durch das Dunkel und trägt paradoxerweise entscheidend zum beunruhigenden Klangbild bei, obwohl es gleichzeitig als besänftigendes Element der blechernden, kalten Istrumentierung fungiert. Auch die stampfenden Elektro Beats mischen sichintelligent und hyperventilierend zwischen die klirrende Geräuschkulisse – alles getragen von einer gespenstigen Stimme, die mit breitem Grinsen im nahegelegenen Dickicht lauert, während man im wehrlosen Schwebezustand eines bösen Fiebertraumes nicht mehr von der Stelle kommt. Das hier ist Krach, aber was für welcher! (pw/mw) Künstler: Health | Label: City Slang