Aaron Abernathy - Epilogue

 

Er macht das, was sich in der populären, schnell konsumierbaren Musikszene nur wenige trauen. Aaron Abernathy schafft ein Konzeptalbum – oder vielmehr eine Konzeptalbentriologie. Nachdem er auf „Monologue“ Bestimmung und Familie thematisierte, schlug er mit „Dialogue“ globale, ernstere Themen an: Wirtschaft, Politik, Rassentrennung. Im letzten Teil, „Epilogue“, widmet er sich nun dem Liebeskummer.

Abernathy experimentiert, auf der Suche nach sich selbst erfindet er sich und seine Musik immer wieder neu. Seine Karriere begann in einem Jazz-Trio mit Donny Hathaway und Roberta Flack. Das Debütalbum produzierte er noch selber, dann wandte sich Abernathy dem Hip-Hop zu und tourte wenig später mit den Schwergewichten der Szene durch die Welt. Er wurde musikalischer Leiter und koordinierte weltweite Touring-Acts wie Black Milk und Slum Village und arbeitete mit Grammy-nominierten Künstlern wie Jack White, The Foreign Exchange und Eric Roberson zusammen. Danach experimentierte er mit eher funkigen Klängen und aggressiven Gospel-Vocals und leitete 2016 ein Jazzfestival mit Chick Gorea. Abernathy gibt sich nie zufrieden, ständig probiert er aus, modifiziert und verändert seinen Stil. Er überschreitet die erwartbaren Grenzen nicht nur, sondern singt sie einfach weg. In „Epilogue“ und „End of an Era“ sind das die Grenzen zwischen Verliebtsein und Liebeskummer, zwischen Ende und Anfang, zwischen Soul und R&B.

Der Song beginnt mit tiefschweren, basslastigen Elektroklängen. Als Abernathys unverwechselbare Stimme einsetzt, die an 13 and God erinnert, begleitet ihn die Hi-Hat.

„All we have is history“, singt Abernathy und gleich darauf scheinen ihm rockig-verzerrte Gitarrenakkorde aus der Ferne zu antworten. Tiefer Synthesizer-Sound und Bassdrum treiben nach vorne, während in höchster Höhe elektronische Modulationen tänzeln. Es ist ein sehr plastischer Track, so hört man beispielsweise bei „I bring you to my knee with the wedding ring“ kurz darauf die Hochzeitsglocken läuten. Aber „love is a pressure“ und Abernathy singt schließlich über das Ende einer sehr langen Beziehung. „End of an era“ hört sich bei ihm an wie „end of an error“, also das Ende eines Fehlers. Abernathy verpackt die vielschichtigen Stoffe in seinen Tracks so gekonnt, dass sie sich mit jedem neuen Hören mehr und mehr erschließen.

„End of an Era“ zeigt die Komplexität unserer Gefühle. Aaron Abernathy zeigt, dass er sich verwundbar macht und echten Herzschmerz vertonen kann, ohne dabei cheesy zu werden. Wir können sicher sein, dass Abernathy auch in Zukunft gut durchdachte, experimentielle Klangkunst liefern wird.

(Sophie Emilie Beha, eldoradio*)

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