Cover: Kölsch - 1983

 

Legosteine gelten als der dänische Exportschlager schlechthin. Bei Bier denkt man an Carlsberg, bei Musik je nach Alter und Vorliebe an Volbeat oder Aqua. Bis jetzt: Denn der dänische DJ und Musikproduzent Kölsch hat seinen lange erwarteten Nachfolger zum erfolgreichen letzten Album  „1977“ herausgebracht, und ist sich nicht nur bei der Benennung treu geblieben. „1983“ vereint wie der weltweit gefeierte Vorgänger wieder melodische Technostücke und geschickt komponierte Melodien, die mit Steigerung der Spieldauer bei jedem Hörer eine Vielzahl an Glückshormonen hervorrufen. Sein unwiderstehlicher und absolut passender Hang zum poppigen Klang ist dabei schon zu seinem Marken – und Erkennungszeichen geworden.

Perfekt beheimatet im „Sound of Cologne“ seines Labels KOMPAKT, ruht sich Rune Reilly Kølsch aber nicht auf seinem sicheren Bettchen aus, sondern bringt unter anderem durch außergewöhnliche Zusammenarbeiten immer wieder einen Batzen Kreativität in das Minimale. So unterstützt ihn bei Bloodline der Basser von Who Made Who, Thomas Hoffding. Der Song ist einer der wenigen mit Vocals, wirkt dabei aber alles andere als antiklimatisch, sondern stellt gegen Ende der Platte durchaus eine willkommene Abwechslung und einen kleinen Höhepunkt dar. Der letzte Track Papageno, leiht sich dann dreist die prägnante Stimme von „When Saints Go Machine“: Waa Industry. Zusammen erschaffen sie ein Finale, das alle dreißig Sekunden aufs Neue die gerade frisch gewonnenen Erwartungen sprengt. Die 3 gemeinsamen Stücke (Talbot, The Road, Cassiopeya) mit KOMPAKT-Kollege und Minimal-Komponist Gregor Schwellenbach  geben dem Langspieler durch die großflächigen Streichereinsätze eine weitere Facette, ohne jedoch in eine schwülstige oder gar larmoyante Schiene abzudriften. Bei E45 piepst und tönt es an allen Ecken und Enden - eine Atmosphäre irgendwo zwischen Ufo im Weltall und Unterwasserlandschaft.

Im Rahmen der Reihe der treibenden 12"-Maxis , die regelmäßig beim Sublabel KOMPAKTExtra unter dem Namen „Speicher“ erscheinen, konnte man in Ausgabe 84 (übrigens war Kölsch hier auch schon für die Exemplare 68, 70, 75 und 79 verantwortlich) bereits in zwei Songs, so gesehen zwei Vorbooten für die aktuelle Platte, hereinhören. Sowohl DerDieDas als auch Two Birds haben gleichermaßen Appetit auf mehr gemacht, kommt man bei beiden Songs einfach nicht umhin, sich einen vollen, fist-pumpenden Dancefloor in Europas Clubszene vorzustellen.

Der schlichte Albumtitel ist übrigens tatsächlich eine Anspielung auf das Jahr 1983, was der dänische Produzent folgendermaßen erklärt:
"Als ich 1983 noch ein Kind war, fuhren wir jeden Sommer auf dem Weg in den Süden Frankreichs durch ganz Europa. (…) Nachdem ich einen Walkman bekam, fing ich an, meine eigenen Reisesoundtracks zusammenzustellen, mit viel frühem Elektro und Hip Hop, die sich langsam in mein Leben schlichen. Natürlich gefiel das meinem Vater nicht so gut, und diese Sounds beehrten nie das offizielle Kassettendeck im Auto." 32 Jahre später sind die Sounds von Kölsch definitiv bereit, im Auto gespielt zu werden, und das am liebsten bei offenem Fenster oder Verdeck. Schade eigentlich, dass es „1983“ nicht direkt auf Kassette fürs Autodeck zu kaufen gibt. (Jan Delsing | campusFM)

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