RVG - A Quality Of Mercy

Frischer Retro-Indie steht diese Woche auf der musikalischen Speisekarte von eldoradio*. RVG aus Melbourne schlagen mit ihrem Lied A Quality of Mercy eine Brücke, die bis tief in die frühen 1970er-Jahre reicht, an deren Ende doch viel Neues wartet und deshalb zu Recht unsere Zukunftsmusik der Woche ist.

Oft sind es die einfachen Dinge im Leben, die die meiste Freude machen: Das Lieblingsessen bei Oma, Grillen im Park oder ein Bierchen mit dem besten Kumpel. Diese Einfachheit des Seins verstehen RVG in ihrem neuen Song A Quality of Mercy schön in Musik zu verpacken. Ein bisschen Rhythmusgitarre, ein seichter Schlagzeugbeat und eine starke Stimme, mehr liefert der Song nicht. Braucht er auch nicht. A Quality of Mercy fängt leise an. Nur ein paar Akkorde auf der Gitarre, dann steigen Gitarre und Bass ein. Ein vertrautes Gefühl, erinnert es doch stark an die frühen Versuche von Fleetwood Mac oder den Bay City Rollers Anfang der Siebziger – und doch ist der Klang anders. Was in den Siebzigern noch relativ ungeordnet und hektisch begann, manifestiert sich in A Quality of Mercy  zu einer fein abgestimmten und wohldurchdachten Retro-Hymne, doch das Lied ist mehr als nur das.

Eine raue, bestimmte Frontsänger-Stimme, gepaart mit der richtigen Prise Outlaw und Verruchtheit, zusammen mit den anderen Musikern, führt zu einem gänzlich neuen Klangerlebnis. Ausdrucksstarke Vocals bauen sich dynamisch auf, begleitet von der Rhythmusgitarre, im Hintergrund hört man teilweise sogar Saxophon und Trompete. So erheben sich RVG schnell aus dem Staub der alten Rock-Pop- und Britpop-Überbleibsel - bekannte Elemente, neu verpackt. Es ist als ob sie sich auf einem Plattenflohmarkt haben inspirieren lassen und das Beste aus einer Mischung aus Rock, Indie und (Brit)Pop herausgeholt haben.

Fest steht: RVG packen dich. Zerren dich zurück durch die Jahrhunderte, um am Ende von Quality of Mercy eine Tür aufzustoßen. Eine Tür zu einem Paradies, in dem handmade Music mehr zählt als Elektrobeats, ein Paradies in dem laut spielen oft auch schön spielen heißt und ein Paradies in dem Dosenbier schon fast als Ersatzreligion gesehen werden kann und dennoch Toleranz, nicht nur musikalisch, vorherrscht. A Quality of Mercy tritt niemandem auf die Füße. Es ist auch nicht das gänzlich Neue, was den Song ausmacht, sondern das Neue, erzielt aus Vorhandenem, was vielen Ohren wohl bisher verborgen blieb.

(Tim Saynisch, eldoradio*)

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