
Die Zeiten sind rau geworden für wirkliche Pop-Diven. Madonna lässt sich dieser Tage lieber medienwirksam scheiden, produziert musikalische Ausschussware, die vermuten lässt, sie habe auf den ganzen Popbetrieb gar keine rechte Lust mehr. Britney hingegen greift mal zu Extentions, mal zur Pulle und vermasselt im großen Stil Choreos auf dem Weg zurück in Zeiten, die ihr ohnehin niemand mehr glauben mag. Diverse Castingformate tun ihr übriges dazu, den Eindruck zu schüren, dass der Weg zur Spitze des Pophimmels von heut auf morgen zu nehmen ist, wenn man nur die anderen machen lässt und selbst lediglich das hübsche Näschen hinhält. Kurz, es ist einsam geworden im Pop-Olymp und mächtig dümpelig obendrein.
Wenn man der recht zuverlässigen englischen Hype-Schmiede glauben darf, sind diese Zeiten Vergangenheit, denn mitten aus der wohl bekanntesten Vergnügungsmeile des Inselstaates kommt das nächste große Ding in Sachen Disco-Pop. „Little Boots“ heißt das Soloprojekt von Victoria Hesketh und wenn man sich den musikalischen Hintergrund der vierundzwanzigjährigen Britin vor Augen führt, wird dieser zumindest ein Stück weit überraschen. Denn ihre Einflüsse reichen von der Pop-Avantgarde der Achtziger eines Klaus Nomi bis hinein in den Punk.
Als Produkt dieser Sozialisation präsentiert Victoria knarzig-tanzbaren Elektro-Pop mit wummernden Hip Hop Beats und sie zeigt damit in ähnlicher Weise, wie es „Santogold“ tut, wie zeitgemäßer Pop zu klingen hat. Dabei sind die Songs von „Little Boots“ auf der einen Seite ungemein eingängig, auf der andern aber so verschachtelt produziert, dass es wohl eine ganze Weile dauern wird, bis man sie über haben sollte.
Die Zeichen stehen also gut, dass 2009 ihr Durchbruchsjahr werden könnte, ob der Hype ebenso lange anhält, wie sie unverwechselbar klingen kann, wird sich zeigen. Ich erinnere an dieser Stelle mal gerne an Namen wie „Uffie“ oder „Annie“ und nehme damit zumindest ein wenig den Wind aus den Segeln der englischen NME-Schreiberlinge.
Jedoch nur so lange bis „Little Boots“ uns allen Beine macht wie in unserer Zukunftsmusik der Woche. „Meddle“ heißt der Track von „Little Boots“ der mal Grime atmet, mal Elektroclash und sich dann doch in der Pop-Disse am wohlsten fühlt.
Bleiben wir gespannt!
(Michael Pagels)
Künstler: [http://www.littlebootsmusic.co.uk/blog/,Little Boots]
RÜCKSCHAU
ARCHIV
| WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
|---|---|---|---|
| KW 46/2006 | The Curtains | Tornado Traveler‘s Fear | siehe Text |
| KW 40/2003 | Lyrics Born | Calling Out | siehe Text |
| KW 15/2013 | Sau Poler | Isolated | siehe Text |
| KW 27/2008 | Black Kids | I’m Not Gonna Teach Your Boyfriend How To Dance With You | siehe Text |
| KW 37/2005 | Donna Regina | End Of September | siehe Text |
| KW 10/2011 | World's End Girlfriend | Les Enfants Du Paradis | siehe Text |
| KW 22/2006 | Buegelbrett | Männer Wie Wir | siehe Text |
| KW 14/2003 | Caesars | Jerk It Out | siehe Text |
| KW 43/2012 | Mac DeMarco | Ode To Viceroy | siehe Text |
| KW 07/2009 | Tor Cesay | Going Home | siehe Text |




