Cover: Swingin' Utters - Fistful Of Hollow

Wohlig warme Winterklänge, Songs über die traute Zweisamkeit und Schellenkranzgeklingel wo man hinhört: Zur Weihnachtszeit überrollt uns eine Welle von Schmähmusik. Das einzig wirksame Gegenmittel gegen diese klebrigen Kuschelbrei? Punkrock! Und der kommt super pünktlich von den Swingin' Utters! Mit "Fistful of hollow" bringen die Alt-Punker den Beweis, dass Drei-Akkord-Knaller im Vier-Viertel-Takt auch positive Gefühlsstrudel hervorrufen können, nur eben keine besonders weihnachtlichen.

"Orchester-Scheiße" auf der Geige zu spielen, war zwar auch nett, für Darius Koski aber nicht annähernd so romantisch, wie Gitarrist in einer Punk-Band zu sein. So hat der Swingin'-Utters-Gitarrist mit klassischer Musikausbildung seinen Sinneswandel gegenüber dem Online-Blatt "Communities Digital News" beschrieben. Seine Entscheidung von Geige auf Gitarre, von Orchester-Scheiße auf Punk zu wechseln ist jetzt 25 Jahre her. Seitdem hat er mit den Swingin' Utters 16 Platten, darunter auch einen Live-Mitschnitt und eine B-Seiten-Sammlung über Unsinn, Identitätskrisen und Politik veröffentlicht. Nummer siebzehn reiht sich nahtlos ein - und überrascht trotzdem mit Genre-Spielereien.

Zwischen Street-Punk-Knallern wie "Agonist" und dem vor Ironie-triefendem "Napalm South", in dem Sänger Johnny Bonnel Sprechgesang über einen geschnipsten Beat bringt, testen die Utters ungewöhnlich viele neue Klänge. Mal klingt das nach dem düsteren Charme von One-Man-Army, dann wieder nach melodischem Emo der 2000er und auf einmal nach Romantik pur - wenn der Song "Spanish" in einem erschreckend zarten Geigensolo endet. Vielleicht gehen diese und andere ungewohnte Klänge auf dem Album auf das Konto von Basser Mike Peck, der erstmals am Songwriting beteiligt war. Vielliecht ist das aber auch das Produkt von einer siebenjährigen Bandpause und der neuen Energie die die Swingin' Utters seitdem wieder aufbringen: Sie haben wieder Bock eine Band zu sein, inklusive regelmäßigen Proben, Touren und Ideen für neue Songs. Weil alle Bandmitglieder schon Familien und "echte" Berufe haben, lag das eine ganze Weile brach.

So oder so geben diese Song-Experimente "Fistful Of Hollow" immer wieder neuen Schwung und machen Bock die stolzen 15 Songs bis zum Ende zu hören. Schade nur dass das Album dadurch nicht wirklich wie aus einem Guss klingt. Bleibt zu hoffen, dass die Swingin' Utters ihre Experimente auf Tonträger Nummer 18 dann noch ein bisschen mehr in ihren sonst gewohnten Street-Punk-Sound einbinden können. (np)

RÜCKSCHAU

KW 35/2023
Slowdive Everything Is Alive
KW 34/2023
Genesis Owusu Struggler
KW 23/2023
Christine and the Queens ANGELS, PARANOÏA, TRUE LOVE
KW 06/2023
Young Fathers Heavy Heavy
KW 05/2023
King Tuff - Smalltown Stardust
King Tuff Smalltown Stardust

ARCHIV

WOCHE Künstler/Band NAME DES ALBUMS/SONGS MUSIKLABEL
KW 51/2017 Secret Shine There Is Only Now Saint Marie Records
KW 50/2017 Noel Gallagher’s High Flying Birds Who Built The Moon? Indigo
KW 49/2017 Penguin Cafe Orchestra Union Cafe Erased Tapes
KW 48/2017 Spinning Coin Permo Geographic
KW 47/2017 Sampa The Great The Birds and the Bee9 BIgdada
KW 46/2017 Liima 1982 City Slang
KW 44/2017 Julien Baker Turn Out The Lights Matador
KW 43/2017 Sequoyah Tiger Parabolabandit Morr Music
KW 42/2017 Högni Two Trains Erased Tapes
KW 41/2017 Wolf Alice Visions Of A Life Caroline