Sequoyah Tiger - Parabolabandit

Selbst ist die Frau: auf Parabolabandit spielt Leila Gharib alias Sequoyah Tiger mit verschiedenen Arten des Lo-Fi-Pops und garniert das Ganze mit einer Soundästhetik, die andeutet, wie selbstproduzierte Musik klingen kann.

Spätestens seit Grimes „Visions“ dürfte klar sein: die Produktion von Musik braucht keine großen Aufnahmestudios und teure Gerätschaften mehr. Wieso so extravagant, wenn das eigene Album auch in Eigenregie im heimischen Schlafzimmer aufgenommen werden kann? Und der anfallende Lo-Fi-Charakter im Sound macht das Ganze sowieso nur authentischer. Ob Leila Gharib Parabolabandit im Schlaf- oder Badezimmer oder eben doch im Studio aufgenommen hat, lässt sich schwer sagen; die Do-It-Yourself-Ästhetik ist trotzdem voll und ganz da.

Dabei bewegt sich ihr verwaschener Synthesizer-Pop immer wieder zwischen verträumtem Chillwave und ausufernden Elektro-Bangern. Punta Otok ist völlig zurecht die Vorzeigesingle des Albums, zeigt sie doch, wie man mit Synthesizer-Loops und Schlagzeug aus der Dose einen verdammt tanzbaren Pop-Hit produzieren kann. Auf Brother/Brother wird dagegen der Baseballschläger ausgepackt und der Synthesizer erst einmal verhauen, so sehr nach vorne geht dieser Song.

Leila Gharib kann aber auch anders. Brilliant One ist eine Ballade, die fast ausschließlich von leichten Gitarrenakkorden und einem gesungenen Mantra getragen wird. Cassius chillwaved sich in die letzten warmen Herbsttage und potenziert die Sehnsucht nach dem zurückliegenden Sommer enorm. Sequoyah Tigers DIY-Pop kommt hier am stärksten zum Tragen: warme Bassline, zarte Drums, Synthesizer und verschwommene Vocals evozieren Schlafzimmer-Atmosphäre, live und in Farbe.

Und so bleibt am Ende ein Album, das in kompakten 35 Minuten alles sagt, was es zu sagen hat. Parabolabandit, das erste Album der Italienerin Leila Gharib, möchte nicht mehr sein, als es ist, sondern aus wenig viel machen. Und ganz im Stile einer Do-It-Yourself-Soundästhetik dazu einladen, vielleicht mal wieder das verstaubte Casio-Keyboard vom Dachboden zu holen und selbst in die Tasten zu hauen.

(Pierre Rosinsky, CT das radio)

____________
Der Silberling der Woche ist eine Kooperation der Campusradios
CT das radio, Campus FM und eldoradio* unter dem Dach der Campuscharts.
Daher findet ihr hier jede Woche eine Rezension zu einem besonders interessanten Album, wechselweise von den Musikredaktionen dieser drei Campusradios verfasst.
Checkt auch: www.silberlingderwoche.de

 

RÜCKSCHAU

KW 35/2023
Slowdive Everything Is Alive
KW 34/2023
Genesis Owusu Struggler
KW 23/2023
Christine and the Queens ANGELS, PARANOÏA, TRUE LOVE
KW 06/2023
Young Fathers Heavy Heavy
KW 05/2023
King Tuff - Smalltown Stardust
King Tuff Smalltown Stardust

ARCHIV

WOCHE Künstler/Band NAME DES ALBUMS/SONGS MUSIKLABEL
KW 20/2015 Die Wilde Jagd Die Wilde Jagd Bureau B (Indigo)
KW 23/2015 Jamie xx In Colour XL Recordings
KW 24/2015 Nozinja Nozinja Lodge Warp
KW 25/2015 Kölsch 1983 Kompakt
KW 26/2015 Son Lux Bones Glassnote Records
KW 27/2015 Heyrocco Teenage Movie Soundtrack Vital Music Group
KW 28/2015 Omar Souleyman Bahdeni Nami Ribbon Music
KW 29/2015 White Reaper White Reaper Does It Again Polivinyl
KW 30/2015 Ivan and The Parazol Mode Bizarre Popup Records
KW 31/2015 Ducktails St. Catherine Domino Records