Albumcover.

Warum soll sich eine Band musikalisch verändern, wenn ihr Sound bereits einmalig ist? Real Estate beweisen auf ihrem vierten Album, dass es keiner Weiterentwicklung bedarf. In Mind ist voller träumerischer Songs, die nach Frühling klingen, trotz ihrer widersprüchlichen Texte.

Die Musikjournalisten und –journalistinnen sind sich bei Real Estates neuem Album In Mind nicht einig. Detektor.fm wertet das vierte Album der US-Band als – wenn auch vorsichtiges – „Sound-Update“; der britische Guardian hingegen nennt es das „Modell der Indie-Konsistenz“. Tatsächlich sind es nur Nuancen im Klang auf In Mind, die darüber entscheiden, ob Real Estate sich nun seit 2009 maßgeblich weiterentwickelt haben oder eben nicht. Aber muss das eine Band überhaupt, die mit ihrem Sound sowieso schon aus der Zeit fällt, wie keine zweite?

Real Estate, das ist pastoraler Gitarrenpop, saubere Arrangements, träumerische Melodien im Gewand des 60s Rock der Beatles. Ein weiteres, aber essentielles Merkmal von Real Estate sind die Feel-Good-Vibes, die beim Hören ein Lächeln auf die Lippen zaubern. So klingt es auch auf In Mind alles ein bisschen nach Frühling. Dabei hat Sänger Martin Courtney hörbar etwas dagegen, wenn er in Stained Glass singt: The nights are longer now / The days are slowing down.

Real Estate haben auf ihrem vierten Langspieler elf Songs platziert, zu denen es sich wunderbar anbietet, die Seele baumeln zu lassen. Das Zusammenspiel zwischen Sound und Lyrics ist allerdings oft merkwürdig. So beginnt der erste Track des Albums, der poppige Song Darling, mit einem über 1,20 Minuten langem Instrumental. Darauf reagiert Courtney mit den Worten: Impatiently, as I wait for you. Wer denkt sich so etwas aus? Eine Band, die auch auf In Mind ihrem Sound und ihrer ganzen New Jersay-Vorstadt-Linie treu geblieben ist. Im Lied Serve The Song heißt es: I woke up Sunday morning back where I belong.

Das einzige so wirklich Neue an Real Estate ist der Gitarrist. Nachdem Gründungsmitglied Matt Mondanilie die Band 2015 verlassen hatte, konnte er durch einen alten Schulfreund, Julian Lynch, ersetzt werden. Somit ist die amerikanische Band nicht nur klanglich, sondern auch menschlich dort, wo sie immer waren: Fünf Jungs aus New Jersey machen seichten, träumerischen Indie – und es klingt fabelhaft.

(Julian Beyer, eldoradio*)

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