OG Keemo - Mann beisst Hund

„Egal was ist, du darfst niemals vor einem Hund wegrennen. Weil wenn du anfängst zu rennen, dann fangen die an dich zu jagen“.

Mit diesem Epilog gab OG Keemo vor einer Woche bei Instagram einen Vorgeschmack auf sein neues Album Mann beißt Hund.

„Mit 17 ist mir aufgefallen: Das trifft nicht nur auf Hunde zu, sondern auch auf Menschen“.

Das Video ist schwarz-weiß - wie die gesamte Optik des Albums, von den Musikvideos bis zum Albumcover. Auf dem Cover ist OG Keemos Kopf abgebildet, schräg von hinten rechts, halb im Profil. Auf dem Hinterkopf ein Fadenkreuz tattowiert. Sein Kopf als Zielscheibe.

Die Richtung des Albums ist also klar. Es wird düster & rough. Nicht nur die ganze schwarz-weiß Optik der Musikvideos erinnert an den Filmklassiker La Haine.

Es ist eine raue Welt, aus der OG Keemo kommt. In Mann beißt Hund nimmt er uns mit auf eine Reise durch diese Welt. Emotional und ehrlich erzählt OG Keemo von seinem Leben, immer verpackt in den Stories der (halbfiktiven) Charaktere Malik, Yasha und Keemo. In den ersten Tracks auf dem Album noch ganz fragmentiert - es geht um Ott, den Block und natürlich den Hass auf 110.

Die Themen klingen nach einem beliebigen Deutschrap Album über das Leben auf der Straße- aber das ist es nicht. Denn so hart OG Keemo auch ist, so sensibel und verletzlich zeigt er sich auch in Mann beißt Hund. Zum Beispiel im Song Regen:

„Ich bin der älteste junge Mann der Welt“ rappt er da.

Was das bedeutet, wird spätestens zwei Tracks später klar. Im Song Vögel öffnet sich OG Keemo und erzählt von seinem kurzen langen Leben. Immer noch poetisch aber weniger lose als in den ersten Tracks erinnert er sich an Scham in der Schlange vor der Essenstafel, an Freunde, die den Absprung nicht geschafft haben und an den Hass in ihm selbst.

„Ich red schon lang nicht von Traurig-Sein, auch nicht von Angst

Ich meine Traumata und Taubheit bei der du nicht weinen kannst“

OG Keemo reflektiert und sucht in Mann beißt Hund. Auf viele Fragen gibt er keine Antwort. Das Album ist teils nihilistisch, aber überhaupt nicht leer. Es schäumt über vor OG Keemos Ideen, inneren Kämpfen und Erinnerungen. Es ist ein unheimlich starkes Album, bei dem man richtig zuhört, um auch bloß keine Zeile zu verpassen. Ein Album in dem ein Song auf dem nächsten aufbaut, um eine Geschichte zu erzählen. Die Themen sind oft düster, trotzdem ist das Album nicht schwer. Das liegt auch an den großartigen Instrumentals von Funkvater Frank, der den düsteren Parts die passende Bühne baut. 

OG Keemo zeigt, wieso er als einer der krassesten Songwriter gilt und auch, wenn wir erst Anfang Januar haben: Mann beißt Hund kann jetzt schon als Rap-Album des Jahres 2022 gehandelt werden.

Marie Gogoll, eldoradio*

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