Cover: Illegale Farben -- Illegale Farben

Zeit für Musik aus Köln! Die Musikszene in der gefühlten Musik-Hauptstadt NRWs hat sich in den letzten Jahren nicht nur zur Freude von Konzert-Gängerinnen und -Gängern vergrößert und verzweigt, sondern scheint auch der perfekte Nährboden für Indie-Bands. Nach den Poppern Ωracles oder den Surfern von Wellness ist jetzt die Zeit für Postpunk gekommen: Illegale Farben.

Die machen direkt mal die ganz große Abrechnung: „Wie sieht es aus in deinem Leben, kommst du da lebend wieder raus?“, das ist die allererste Zeile auf dem selbstbetitelten Debütalbum der Band. Das Spiel mit Phrasen und Worten bleibt hängen und gibt auf „Illegale Farben“ den Ton an. Definitiv haben die fünf Jungs schon mal Turbostaat gehört und ja, sie haben sicher auch die Stimme von Love A-Sänger Jörkk im Ohr, aber statt aus einer deutschsprachigen Postpunk-Band einen einfachen Abklatsch des Bestehenden zu machen, gehen Illegale Farben lyrisch und melodisch eigene Wege. Die Kölner meckern nicht über die anderen, die Szene, die Kleinbürger, sondern sie nutzen die Zeit für Gedankenspiele. Sie erkunden Gefühlswelten und schweifen ab. Mal wird es dann so klar und deutlich wie in dieser ersten Frage des Albums, mal bleibt die Band eher kryptisch: „Die Wolken schwarz, die Wolken mächtig/ Der Mann im Trenchcoat, er schaut verdächtig“.

Früher haben die Mitglieder von Illegale Farben in Hardcore Bands wie My Lai gezockt, haben Postpunk-Expertise als Mitglieder von Genepool gesammelt und mit Bazooka Zirkus auch straffen Punk gespielt. Diese Wurzeln verflechten die Fünf mit Mut: Sie wagen glasklare Gitarrenlinien wie auf der ersten Single-Auskopplung „Schwarz“ und sogar Backing-Vocals als Echo, die kitschig wären, würden sie nicht so schön unkonventionell unsauber und ungekünstelt daher kommen. Stampfende Franz Ferdinand-Beats und stressigen „Ahahahah“-Gesang zur Anklage der Mediengesellschaft in „Endlich wieder etwas los“ muss man mögen, aber so treibt der Drei-Minüter das Album straff nach vorne und würde sicher auch als weitere Single funktionieren.

Ohnehin ist jeder Track auf dem Debüt der Kölner Single-verdächtig. „Die Straßen sind wach“ sorgt im Radio für eine lässige Spannungskurve durch die stetige Steigerung und „Neonblau“ schreit düster nach Liebestänzen auf Wave-Partys. Gute Idee also, dass Illegale Farben im Frühjahr alles abtouren, was die Türen aufmacht. Diese fünf unkonventionellen Postpunker dürften live von Mitschwoofen bis Rumhüpfen die ganze Palette an Konzertspaß abreißen.

(Nele Posthausen | eldoradio*)

RÜCKSCHAU

KW 35/2023
Slowdive Everything Is Alive
KW 34/2023
Genesis Owusu Struggler
KW 23/2023
Christine and the Queens ANGELS, PARANOÏA, TRUE LOVE
KW 06/2023
Young Fathers Heavy Heavy
KW 05/2023
King Tuff - Smalltown Stardust
King Tuff Smalltown Stardust

ARCHIV

WOCHE Künstler/Band NAME DES ALBUMS/SONGS MUSIKLABEL
KW 31/2015 Ducktails St. Catherine Domino Records
KW 26/2014 Malky Soon Eightydays Records
KW 02/2018 Shame Songs of Praise Dead Oceans
KW 13/2015 Courtney Barnett Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit House Anxiety
KW 03/2016 Adrian Younge Something About April II Linear Labs
KW 36/2014 Coves Soft Friday Nettwerk
KW 05/2023 King Tuff Smalltown Stardust Sub Pop Records
KW 19/2017 Slowdive Slowdive Dead Oceans
KW 23/2014 Philipp Gorbachev Silver Album Kompakt/ Cómeme
KW 48/2022 Stella Sommer Silence Wore a Silver Coat Buback Tonträger