Albumcover.

Es geht zurück auf die Inseln der Zukunft. Drei Jahre ist es her, dass die Future Islands mit Seasons (Waiting on You) bei David Letterman zu Gast waren und dort einem großen Publikum bekannt wurden. Der Erfolg scheint sich niederzuschlagen, die neue Platte The Far Field klingt massenkompatibler und poppiger als alles bisher Dagewesene.

Mit ihrem Synthpop ist die dreiköpfige Band aus Baltimore für das Genre seit langem stilgebend, kaum eine andere Band bringt Verschrobenheit und Popappeal so gekonnt zusammen. Entsprechend ist das Wiederhören mit  Samuel T. Herrings unverkennbarer Stimme im Opener Aladdin schon fast der schönste Moment der Platte. Mit der typischen Lamoryanz holt er die balearisch anmutenden Songs immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück und gibt ihnen diese bittersüße Note, für die Future Islands geliebt werden.

Was oft als ironische Inszenierung, Übertreibung und Kokettierung missverstanden wird, ist aber in Wirklichkeit absolut unverstellt genau so gemeint, wie es aus den Lautsprechern kommt. "Wir stellen unsere Gefühle aus und machen uns verletzlich, um auch unser Publikum dazu zu ermutigen", sagt Sänger Samuel T. Herring in einem Interview. Neben Gute-Laune-Songs wie Ran oder North Star wagen sich einige Nummer weit rein in dunkle Themen. Beauty of the Road bilanziert eine Bandgeschichte, die lange eher vom Durchhaltewillen als vom kommerziellen Erfolg geprägt war. Through the Roses beschäftigt sich in bedrückender Direktheit mit Selbstmordgedanken.

Der vielleicht überraschendste Moment ist Debbie Harrys Gastauftritt in der wunderschönen New-Wave-Ballade Shadows. Sie wurde von Produzent John Congleton ins Spiel gebracht, der gerade das neue Album von Blondie aufgenommen hatte. Congleton, unter anderem auch Produzent von Sleater-Kinney, David Byrne und St. Vincent, dürfte auch bedeutenden Anteil an der Glättung des Sounds auf The Far Field haben. Der Qualität tut das keinen Abbruch. Auch auf dem fünften Album bewegen sich die Future Islands formvollendet im Spannungsfeld zwischen Unbeschwertheit und emotionaler Bedrückung, das sie über die Jahre hinweg perfektioniert haben. So dürfte nach Black Rose und den vorangegangenen 45 Minuten Synthpop auch der oder die Letzte reif sein für die Insel.

Benedict Weskott (CT das radio)

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