eldoradio*

Laut Wikipedia ist eine „Nova“ eine ziemlich krasse Sternen-Explosion, genau genommen „ein Helligkeitsausbruch in einem engen Doppelsternsystem aufgrund einer explosiven Zündung des Wasserstoffbrennens auf der Oberfläche des Weißen Zwerges“. Soso...

„Nova Heart“ müsste demnach den Moment beschreiben, in dem es zwischen zwei Herzen so richtig funkt. Das klingt ziemlich aufregend – klar, dass da auch musikalisch nicht mit Liegestuhl-Geplänkel zu rechnen ist. Das aufgeregte Herzklopfen stilisiert in „Beautiful Boys“ ein treibender Schlagzeug-Beat, für galaktische Klänge ist der Synthesizer zuständig: Wie ein übermütiges Raumschiff schwirrt eine elektronische Melodie wellenförmig im Takt, die klare Stimme von Frontfrau Helen Feng schwebt darüber.

„Nova Heart“ kommen aus China, klingen aber ziemlich westlich. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, schließlich ist Helen in den USA aufgewachsen. 2002 kehrte sie aus Los Angeles in ihre Heimatstadt  Peking zurück und wurde dort mit ihrer Band „Ziyo“ zu einem Liebling der chinesischen Indie-Szene. Ein Istanbul-Urlaub führte 2010 nicht nur zum ausführlichen Raki-Genuss – in einem Club der Stadt verliebte sie sich auch in die elektronische Musik des italienischen DJs „Rodion“. Es war quasi die Geburtsstunde von „Nova Heart“. Schon kurz darauf entstand als erste Kooperation die EP „Beautiful Boys“ in Rom, die nach ihrer Veröffentlichung in China nun auch hierzulande erschienen ist. Der Ehrlichkeit halber muss man aber sagen: so ganz neu ist das nicht, was „Nova Heart“ da macht. Im großen und ganzen erinnert vieles an den frühen Synthie-Pop der 80er- und 90er-Jahre, es gibt einen alles beherrschenden Grundbeat, sphärische Gesänge und Synthie-Gedudel dazwischen. Doch solange es funktioniert – who cares? Ein Stern sieht schließlich auch aus wie der andere. Das üppige Leuchten am Himmel ist trotzdem schön. (Thilo Braun)