Nilüfer Yanya – dieser Name lässt exotische Klänge vermuten. Doch die Londonerin mit türkischen und bajanischen (= aus Barbados) Wurzeln ist eher bekannt für minimalistische Produktionen. So auch ihre aktuellste Single.
Baby Luv beginnt mit einem eingängigen, vertraut klingenden Gitarrenriff. Dann setzt der Gesang ein: „So don't look so surprised when I know where you've been“. Mit hoher und impulsiver Stimme teilt Nilüfer Yanya ihrem Lover mit, dass sie weiß, was er oder sie Böses angestellt hat. Wegen ihrer speziellen Art zu singen muss man sehr genau hinhören, um zu verstehen, was sie noch zu sagen hat.
Spätestens im Refrain wird aber klar, dass der Titel Baby Luv eher ironisch zu verstehen ist: „Again, again, again... Do you like pain?“ Vielleicht sollte sich Yanyas Lover Sorgen machen. Doch sie wirkt eigentlich gar nicht aggressiv, sondern eher resigniert. „Again, again, again...“ Vielleicht ist es einfach schon zu oft passiert. Resigniert zeigt sich die Sängerin auch im Musikvideo: Pool, Strand oder Casino – lauter Orte, die Spaß versprechen – Yanya gönnt uns aber nicht einmal ein Lächeln.
„Baby luv, I tried but I cannot forgive. I'm crazy hot inside, so I'm leaving you with him.“ Mit diesen dramatischen Worten beginnt die zweite Strophe. Doch gesungen in der simplen Melodie des Songs und begleitet von dem immer noch gleichen Gitarrenriff wirken die Worte gleich halb so dramatisch. Also langweilig? Nein, denn die Kombination aus Yanyas markanter Stimme und dem tiefen Gitarrensound ist alles andere als das – und will ganz bewusst kein Drama erzeugen.
Trotzdem nimmt der Song zunehmend an Fahrt auf. Yanya und die Gitarre werden lauter und es kommen Percussion-Elemente dazu. Nach dem zweiten Refrain wird es noch mal ruhig. In der Bridge singt sie „I bet you'll never call me sometime.“ Allerdings wiederholt sie „call me sometime“ danach so oft, dass es schon eher nach einer verzweifelten Aufforderung klingt. Passend dazu klingt auch der letzte Refrain deutlich voluminöser – als würde sie der Aufforderung noch einmal Nachdruck verleihen wollen. In den letzten Sekunden des Songs sind dann wieder nur Nilüfer Yanya und die Gitarre zu hören: „Again, again, again...“
Es scheint, als würde sie sich selbst fragen: „Magst du Schmerzen?“ Immer und immer wieder suchst du dir Lover aus, die sie dir zufügen.
(Antonius Tix, eldoradio*)
RÜCKSCHAU
ARCHIV
WOCHE | Künstler/Band | NAME DES ALBUMS/SONGS | MUSIKLABEL |
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KW 07/2024 | MAIKA | Little Lizard | Jazzhaus Records |
KW 51/2023 | Francis | taxilicht | Raposa |
KW 10/2024 | Die neue Zärtlichkeit | STRG+ALT+ENTF | recordJet |
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KW 03/2024 | weesby | morgen | self-released |
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KW 19/2023 | Pano | Hang in | Selbstveröffentlichung |
KW 08/2023 | Heartworms | Retributions Of An Awful Life | Speedy Wunderground / [PIAS] |
KW 50/2022 | PIEKE | PDAB | Mosaik Records |