The Internet - Next Time / Humble Pie

Weiche Beats, dazu eine wummernde Melodie, etwas Gitarre und eine sanfte Frauenstimme – unsere Zukunftsmusik next time / humble pie ist wie für einen entspannten Sonntagnachmittag gemacht. Soul und Funk in einem. Oder für einen ruhigeren Clubabend, während im Nebenraum die Meute zu harten Beats tanzt.

Der Bandname The Internet basiert eigentlich auf einem Witz. Bandmitglied Bennett der ursprünglichen Gruppe „Odd Future“ antwortete genervt auf die Frage eines Journalisten nach seiner Herkunft „I am from the Internet.“ Bandkollege Syd gefiel das und inspirierte ihn zum Namen für seine neue Band. „Odd Future“ ist Geschichte, dafür mischen The Internet die Musikindustrie gewaltig auf. Für das New York Time Magazine steht der Bandname auch für eine kleine Revolution in der Musikbranche. Jahrzehntelang bestimmte die Musikindustrie, was „in“ ist. Mithilfe des Internets können Künstler-/innen ihre Musik quasi selbst vertreiben – und allein das Publikum bestimmt, was angesagt ist. Auch in Sachen Herkunft ist die Band keinem Stil oder einer lokalen Musikerberühmtheit zuzuordnen, weder einer Rap-Größe noch stammen sie zum Beispiel aus New Orleans oder anderen für Musikstile bekannten Städten.

Trotz der entspannten Sonntagnachmittag- und Clubabend-Atmosphäre, die der Song versprüht, ist next time / humble pie kein easy-listening-Song. Hier singt eine androgyne Frau nicht nur über die Liebe zu Männern. Das gibt es selten in der gesamten Popmusik, die bis heute auf ihr ewiges „Boy meets Girl“-Schema ausgerichtet ist. next Time / humble pie beginnt mit diesem Schema: Hey da ist jemand, die (oder den) finde ich attraktiv! Soll ich sie (oder ihn) ansprechen? Was mach ich, wenn die oder der andere dann weg ist? Ach beim nächsten Mal (Songtitel: next time) trau ich mich! Vielleicht hasst du mich auch...magst du vielleicht meine Freundin sein? Sag, was du denkst!

Plötzlich, nach fast 3 Minuten schmiert die Melodie ab. Was, ist die Story schon zu Ende?

Nein, die Erzählerin wird unsanft aus dem Traum geweckt. Das waren alles nur Gedankenspiele. Man denkt, man möchte etwas tun – aber man tut nicht, was man sagt. Die Botschaft von The Internet ist klar: Wer geliebt werden will, muss etwas dafür tun. Und demütig muss man dem anderen gegenüber auch nicht sein, („I am not your humble pie“ - Ich bin nicht nur ein Anhängsel von Dir / Ich mache mich für dich nicht zum Deppen). Tatsächlich braucht jede und jeder Liebe, aber jede Seite muss etwas dafür tun. In leichten Tönen und zurückhaltender Instrumentierung kommt hier eine scheinbar einfache, aber in Popsongs selten erwähnte Wahrheit zutage. In Zukunft: bitte mehr davon.

(Angelika Steger, eldoradio*)

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