Cover: Wye Oak - Shriek

Seit einiger Zeit stehen also die Eichen hoch im Kurs: Wye Oak sind, nachvollziehbar irgendwie, nicht die einzige Band, die sich mit der mächtigen Grundtugend vom Baum im Namen schmücken. Denkt man nur an die Niederländer I Am Oak oder die aufstrebenden Indie-Folker von Mighty Oaks aus Berlin, hat man direkt zwei aktuelle Interpreten, deren Namensgebung so inspiriert  wurde. Bei Wye Oak ist es ein ganz besonderes Exemplar, dass für den Bandnamen herhalten musste: Aus Heimatverbundenheit haben sich Jenn Wasner und Andy Stack eine Amerikanische Weiss-Eiche (Quercus alba) aus Wye Mills ausgesucht, die bis 2002 Symbol für den Staat Maryland war.

Mit "Shriek" legt das US-Amerikanische Duo nun den vierten Longplayer ihrer achtjährigen Bandhistorie vor, bei der die Aufgaben klar verteilt sind: Während Frontfrau Jenn Wasner für Bass und Gesang zuständig ist (die Gitarre wurde nach dem Vorgängerwerk an den Nagel gehängt), darf Kollege Andy Stack sich an den Keyboards und den Drums austoben, die er gerne auch zeitgleich spielt. Dem entsprechend schaffen es Wye Oak auch nach mehr zu klingen, als man es normalerweise von zwei Bandmitgliedern würde. Die Band liefert in dieser Besetzung Indie-Pop mit leichten Lo-Fi-Anleihen und einer ordentlichen Bandbreite an elektronischen Synthie-Spielereien.

Am konsequentesten umgesetzt findet man diese Stile im fröhlich-spielerisch instrumentierten Teil der Platte, wo wiederum "The Tower" mit der größten Leichtigkeit heraus sticht. Damit es nicht langweilig wird, gibt es zur Abwechslung ein wenig Anarchie: Die Ausbrüche die man vom Titel "Shriek" (engl. für „kreischen“) erwarten könnte, bleiben zwar weitgehend unterdrückt, doch vereinzelte Noise-Abstraktionen werden gezielt eingesetzt, um einzelne Stücke im Nachklang doch noch gebührlich an die Wand zu fahren ("I Know The Law", "Paradise").

Damit die Stetigkeit der Eichensymbolik des Bandnamens von Wye Oak letztlich auch wieder zur mehrfach genutzten Ausraster-Instrumentierung passt, lohnt es, die 460-jährige Geschichte der Wye Oak zu Ende zu erzählen. Die hat es nämlich im Juni 2002 einfach zerrissen, als ein Gewittersturm die Atlantikküste heimsuchte. Dass aus ihrem Holz in letzter Konsequenz letztlich doch noch etwas neues entstehen konnte, macht auch Hoffnung für die vom Noise-Sturm durchgeschüttelten Songs. Auch wenn der majestätische Baum mittlerweile als Schreibtisch im Governors Office of Maryland zu bewundern ist. (Paul Crone, eldoradio*)

RÜCKSCHAU

KW 35/2023
Slowdive Everything Is Alive
KW 34/2023
Genesis Owusu Struggler
KW 23/2023
Christine and the Queens ANGELS, PARANOÏA, TRUE LOVE
KW 06/2023
Young Fathers Heavy Heavy
KW 05/2023
King Tuff - Smalltown Stardust
King Tuff Smalltown Stardust

ARCHIV

WOCHE Künstler/Band NAME DES ALBUMS/SONGS MUSIKLABEL
KW 42/2015 Wavves V Warner
KW 43/2015 Here We Go Magic Be Small Secretly Canadian
KW 44/2015 Beach Slang The Things We Do To Find People Who Feel Like Us Big Scary Monsters
KW 45/2015 Guy Garvey Courting The Squall Polydor
KW 46/2015 Lydmor and Bon Homme Seven Dreams Of Fire hfn music
KW 47/2015 Le1f Riot Boi Terrible /XL
KW 48/2015 Correatown Embrace the Fuzzy Unknown Highline Records
KW 48/2015 Recondite Placid Acid Test
KW 50/2015 André Bratten Gode Smalltown Supersound
KW 51/2015 Jenny Lee right on! Rough Trade