Porches - The House

„Minimalismus“ ist laut Duden die bewusste Beschränkung auf das Nötigste. In der heutigen Gesellschaft des Konsums und Überflusses ist das Downsizing in allen Lebensbereichen zu einer bewussten Gegenbewegung geworden. Synth-Pop Sänger Aaron Maine alias Porches liegt mit seinem dritten Album The House also voll im Trend. Er beweist darauf auch, dass minimalistisch nicht gleichzeitig simpel oder langweilig bedeuten muss. Wohl eher sind die 14 Songs dadurch überraschend ehrlich und authentisch geworden.

Eins der Highlights ist ohne Zweifel das nur auf sanfte Synthesizer, Klavier und Aarons Stimme reduzierte Lied Country. Das Motiv des Wassers kehrt dabei vom seinem letzten Album Pool zurück und sorgt zusammen mit seinem unglaublich verletzlich klingenden Gesang dafür, dass man die Nässe des besungenen Sees fast spüren kann. Das viele der Songs wie ein Ausschnitt aus dem täglichen Leben wirken, könnte auch daran liegen, dass Porches das Songschreiben als eine Art Tagebuch benutzt hat. So geht es auf The House um Selbstzweifel, aber auch um Liebeskummer und Abschied. Seine Tanzbarkeit büßt es dabei trotzdem nicht ein, Find Me oder Anymore haben auch das Potenzial zum nächsten Clubhit.

Viele der Tracks brechen mit den Erwartungen der Hörer*innen. Goodbye beginnt nur mit dem Klavier, in der Mitte setzt ein House-Beat ein, um mit einem Syntheziser-Loop zu enden. Ono steigert sich immer weiter, doch anstatt des gewohnten Drops wird die Spannung wieder fallen gelassen. Wobble hingegen wartet am Ende mit E-Gitarren auf, die man eher in einem Rocksong erwartet hätte. Der experimentellste Song auf The House ist aber Åkeren (deutsch: das Feld), er featured eine Norwegerin samt Sprechgesang in ihrer Muttersprache.

Doch Porches Bemühungen, anders und authentisch zu sein, scheitern paradoxerweise an einem aktuell fast totgespielten Kunstgriff: dem Autotune. Auf manchen Songs gelingt es noch, dadurch eine gewisse Spannung zu schaffen, doch besonders im zweiten Teil von The House scheint Porches dem Credo gefolgt zu sein: mehr ist mehr. Das zerstört die ganze Nähe und Intimität, die Porches sonst mit seiner Stimme erzeugt und man hat eher das Gefühl, einem Alien zu lauschen. Und das hat dann wohl so gar nichts mehr mit Minimalismus zu tun.

(Jacqueline Winkler, CampusFM)

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