Masayoshi Fujita - Book Of Life

Es ist durchaus nichts Ungewöhnliches, dass sich ein Künstler ein bestimmtes Musikinstrument aussucht und sich dessen Perfektion zum Lebensziel macht. Von einem Geigenvirtuosen oder einer Klaviervirtuosin hat bestimmt schon jeder einmal gehört. Das kann man beim Vibraphon dagegen nicht behaupten. Wahrscheinlich ist Masayoshi Fujita gerade deswegen so fasziniert von der kälter und metallischer klingenden Schwester des Xylophons. Mit Book Of Life beendet der Japaner eine dreiteilige Ode auf ihre Schönheit.

Das Vibraphon tritt dabei aus seinem Platz aus den hinteren Reihen der musikalischen Bühne ins Rampenlicht. Masayoshi Fujita stört sich nicht an konventionellen Spielarten, sondern bespannt das Instrument teilweise mit Alufolie oder Perlenketten und spielt es mit einem Cellobogen, um ihm immer neue Klänge zu entlocken. Da er zusätzlich ganz auf Gesang verzichtet, kann der Hörer/die Hörerin sich in Ruhe auf eine Reise in die Musik begeben. Die Songtitel enthalten dabei kleine Hinweise, wo es hingeht: Snowy Night Tale entführt in eine asiatische Schneelandschaft, bei Fog meint man, den Nebel mit den Händen fast greifen zu können und Mountain Deer lässt einen als Tier einen einsamen Berg erklimmen.

Zusätzlich haben die Songs eine extrem beruhigende und entspannende Wirkung. Das titelgebende Book Of Life wird durch leichte Geräusche unterstützt, die sich fast so anhören, als würde man mit einem Finger auf dem Rand eines Wasserglases entlangfahren. Man scheint dabei nicht mehr Musik, sondern einem ASMR-Video zu lauschen.

Die größte Wirkung erzeugt das Vibraphon aber in Kombination mit anderen Instrumenten. It’s Magical ist dabei wohl das Meisterwerk des Albums, denn dort schafft es Masayoshi Fujita, mit seinem Vibraphon und ein paar Geigen eine noch nie gehörte Symbiose zu erzeugen, ohne dass das geliebte Instrument zu sehr in den Hintergrund gedrängt wird.

Book Of Life ist wahrscheinlich kein Album für jeden Tag oder etwas zum Einfach-Mal-Nebenher-Hören, dafür ist es auch überhaupt nicht gedacht. Wer sich aber auf das anfangs etwas ungewohnte Instrument einlässt, den belohnt das Vibraphon mit magischen Klängen, die zum Tagträumen einladen.

(Jacqueline Winkler, CampusFM)

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