Album-Review: „SIRI SPIEL LOVESONGS“ von Finn Moriz
Von Philipp Scharfschwerdt
Zweifel, große Gefühle, Herzschmerz, Unberechenbarkeit: Die Gefühlswelt in den Zwanzigern ist geprägt von Aufs und Abs. Genau diese Stimmung, die die GenZ so gut kennt, verarbeitet der Singer-Songwriter Finn Moriz in seinem neuen Album. Auf zwölf Songs nimmt er seine Hörer*innen mit in eine Welt, die „genauso ein Trost spendender Freund sein kann wie auch Katalysator von Wut und Trauer“. Es ist dieser Zweiklang, der sich durch das ganze Album zieht.
„SIRI SPIEL LOVESONGS“ ist die Debütplatte des Hamburger Newcomers. Vor allem wegen seines musikalischen Vaters hat Finn Moriz schon früh angefangen, eigene Songs zu schreiben. Inspiriert von Bob Dylan oder Townes Van Zandt ist er zunächst lange im klassischen Singer-Songwriter-Stil durch kleine Bars gezogen und hat dort seine Tracks präsentiert. Doch auf „SIRI SPIEL LOVESONGS“ möchte Moriz zeigen, dass seine musikalische Identität mehr umfasst: Singer-Songwriter-Elemente sind genauso zu hören wie typische Pop-Refrains, Indie-Einflüsse, oder elektronische Klänge. Es ist eine musikalische Reise, auf die Finn Moriz seine Hörer*innen einlädt.
Atmosphärisch ist das Album von einer gewissen Düsternis geprägt. Gleich der Album-Opener Wölfe beschäftigt sich thematisch mit Ängsten und Bedrohungen in unserer Gesellschaft. In den ersten Zeilen heißt es: „Der Himmel fängt Feuer, über uns tanzen die Funken / Die Zeit fängt an zu stolpern, leg‘ die Zeiger in die Wunden“. Verzerrte Gitarren und laute Refrains unterstützen diese Intensität.
Bei den weiteren Songs des Albums wechseln sich Ruhe und Sturm, Liebe und Zweifel ab – und zwar in den Lyrics und im Sound. Im rhythmisch-melodischen Track Bleiben geht es zum Beispiel um Unabhängigkeit und das Leben im Hier und Jetzt. 28 Falter erzählt mit sanften Pop-Klängen von vergänglicher Schönheit und soll Trost spenden. Mehr Verletzlichkeit zeigt Finn Moriz in Versehen, einem Song über Verlust und die Schattenseiten der Liebe. Es ist ein kurzweiliger Streifzug durch das Gefühlschaos mit Mitte Zwanzig.
An vielen Stellen zeigt Finn Moriz auf diesem Album sein außergewöhnliches lyrisches Talent. In den Songtexten der Platte begegnet man immer wieder komplexen sprachlichen Bildern und unerwarteten Reimen. Moriz findet die richtigen Worte, um der eigene Emotionalität Ausdruck zu verleihen. Im Track Lauf singt er: „Ständig im Wettlauf mit einem Ich, das nicht schläft/ Der eine auf der Suche, der andere auf dem Weg / Und die Pfützen vorm Aldi füll‘n unser Spiegelbild mit Tränen“. Zeilen wie diese zeigen Finn Moriz‘ Erzählkunst und geben der Platte eine besondere Tiefe.
Neben den bedeutungsschweren Stellen fallen zwischendurch auch immer wieder floskelhafte Momente auf. Lisa ist ein recht durchschnittlich klingender Song über eine verlorene junge Frau, der nicht gerade durch inhaltliche Komplexität besticht. Auch in anderen Lyrics finden sich Stellen, die inhaltlich etwas egal daherkommen. Diese Momente werden einige wohl als unterkomplex wahrnehmen, man kann sie aber auch als Ruhemomente in einem ansonsten stürmischen Album betrachten.
Wer gutes Storytelling und klassischen Singer-Songwriter-Sound mit modernen Elementen mag, sollte „SIRI SPIEL LOVESONGS“ mal eine Chance geben. Fast jeder Song macht eine neue, spannende Facette auf. Und doch hat man das Gefühl, Finn Moriz hat noch so viel mehr zu erzählen.