
Adrenalin liegt in der Luft
Nach zuletzt einigen Festivalauftritten ist Disarstar wieder auf Tour. Mittwochabend, 20 Uhr im Skaters Palace - Der perfekte Ort in Münster für ein Konzert des Rappers aus St. Pauli.
Einen wirklichen Preact gab es nicht. Mit US Rap wurde die Crowd für rund eine halbe Stunde eingeheizt. Gebraucht hat sie das nicht. Von Anfang an war die Stimmung sehr gut. Mit Disarstar-Sprechchören ging es dann wenig später los – und wie. ROLEX FÜR ALLE und Moshpits für alle, die sich getraut haben. Direkt ging es richtig zur Sache. Mit HUNGER und Nachbarschaft folgten direkt die nächsten Kracher. Wer Disarstar kennt, kennt seine politische Einstellung. Und es ist kein Geheimnis, dass sein Publikum diese Ansicht teilt. Beim Track Für dich bringt er es auf den Punkt, als er ins Mikrofon rappt: „Ich bin Antifaschist!“ Aber das tut gut. Endlich mal keine frauenverachtenden Lines oder Rap über die nächsten 100k durch Drogendeals. So nutzt er auch kleinere Pausen, um die ein oder Message an die Crowd zu richten. Disarstar weiß wie er die Bühne nutzen kann und die Crowd geht mit. Nachdem er eine halbe Stunde straighten Rap abliefert und die ersten Leute erschöpft aus der Menge müssen, folgen ein paar ruhigere Lieder. Wer durchhält, oder Wasser von der Security gereicht bekommt, bleibt drin. Natürlich lässt er es sich dabei nicht nehmen, einen Song in der Mitte der Fans zu performen. Zurück auf der Bühne wird Hoffnung & Melancholie angestimmt und alle Hände sind in der Luft. Das eigentliche Feature mit Philipp Dittberner markiert dabei definitiv einen der vielen Highlights des Konzerts. Die Stimmung nutzte Gerrit Falius, wie Disarstar mit bürgerlichem Namen heißt, dann noch einmal für ein paar deutliche Worte. „Es sind schwierige Zeiten, Leute! Und da müssen wir zusammenstehen. Das Einzige was uns hilft, ist Familie!“
Nach der kurzen ruhigen Einlage ging es dann nochmal richtig rein. Moshpits, die sich andere Künstler:innen nur erträumen – und das nicht, weil Disarstar ständig dazu aufgefordert hat. PAUSENLOS und ALLE BROKE sorgen dafür, dass auch die letzten T-Shirts komplett durchgeschwitzt sind. Kurz darauf gibt es für alle noch ein weiteres Highlight. „Ich hab´ für die Tour noch extra einen neuen Song geschrieben – aber ihn leider vorher nicht mehr veröffentlichen können. Und das ist mit Abstand der Song von mir, der am meisten reingeht!“ Laute Worte, die definitiv das gehalten haben, was sie versprochen haben. Adrenalin - oder wie auch immer der Track später heißen wird - hatte alles was ein Disarstar-Song braucht. Dystopische Melodie, gute Lyrics und ein Beat, der abreißt. Die Lyrics „Adrenalin liegt in der Luft“ spiegelten die Atmosphäre deshalb perfekt wieder.
Nach rund 70 Minuten ging Disarstar dann von der Bühne, um kurze Zeit für eine Zugabe zurückzukommen. Wer Songs wie Siamo Tutti oder Robocop bis hier vermisst hat, der wurde nicht enttäuscht. Noch einmal wurden die letzten Kräfte gebündelt und final abgerissen. Nach insgesamt 90 Minuten war dann aber endgültig Schluss.
All in all hat Disarstar den Skaters Palace abgerissen. Der Auftritt und die Moshpits waren eine glatte 10 von 10. Mit der Songauswahl hat er ein Highlight nach dem anderen geliefert und 90 Minuten waren die ideale Länge für das Konzert. Insgesamt geht die Tour noch bis zum 20. Oktober. Der Abschluss wird dann in Hamburg gefeiert.
Text: Bennet Brinkmann (eldoradio*)